Die Hoffnung, dass sich die finanzielle Situation in den kommenden zwei Jahren verbessert, teilen 33 Prozent der Befragten. Rechnerisch überwiege damit wieder die Gruppe der Optimisten. Das Umfrageinstitut Kantar befragte im Sommer im Auftrag des DSGV mehr als 4800 Menschen ab 14 Jahren in Deutschland. Vor allem die anhaltend hohe Inflation macht mehr Menschen zu schaffen als ein Jahr zuvor. 71 Prozent der Befragten gaben an, wegen der hohen Preise im kleineren oder größeren Umfang verzichten zu müssen. Das sind 6 Prozentpunkte mehr als 2022. Besonders betroffen sind Haushalte mit einem geringen Nettoeinkommen bis zu 1000 Euro. Hier sahen sich 84 Prozent zum Verzicht gezwungen.
Studien zufolge treffen hohe Teuerungsraten ärmere Haushalte besonders stark, weil sie einen großen Teil ihres Geldes für Nahrungsmittel und Haushaltsenergie ausgeben müssen. Aber selbst bei Menschen mit einem mittleren Haushaltsnettoeinkommen zwischen 3000 und 4000 Euro erklärten nur 32 Prozent, nicht verzichten zu müssen. Die Inflationsrate ist trotz eines Rückgangs im September mit 4,5 Prozent weiter hoch. Vor allem überdurchschnittlich stark gestiegene Nahrungsmittelpreise belasten Verbraucherinnen und Verbraucher.
Gespart wird der Umfrage zufolge beim täglichen Einkauf, beim Restaurantbesuch, aber auch beim Urlaub. Insgesamt gaben 61 Prozent der Befragten an, in den vergangenen zwölf Monaten ihren Konsum eingeschränkt zu haben. Das ist den Angaben zufolge der höchste Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2005. Der Privatkonsum ist eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur. Die Stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher trübte zuletzt weiter ein. "Vor allem die hohen Preise für Nahrungsmittel schwächen die Kaufkraft der privaten Haushalte in Deutschland und sorgen dafür, dass der private Konsum in diesem Jahr keine Stütze der Konjunktur sein wird", erwartet Rolf Bürkl vom Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK.
In vielen Haushalten reicht das Einkommen nach eigener Einschätzung nicht mehr, um Geld auf die hohe Kante zu legen. Ein Fünftel der Befragten spart nicht oder kann dies laut eigener Aussage nicht. Seit 2021 ist der Anteil der Nichtsparer den Angaben zufolge von 15 auf 20 Prozent gestiegen. Die Erhebung zeige, dass die Menschen in Deutschland die weltpolitische Großwetterlage spürten. "Viele brauchen im Moment einfach mehr Geld, um ihren Alltag zu bestreiten", sagte Schleweis. Jeder Vierte könne nur 50 Euro oder weniger monatlich zur Seite legen.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sparten die Menschen im ersten Halbjahr je 100 Euro verfügbarem Einkommen im Schnitt 11,30 Euro - etwa so viel wie im Vorjahreszeitraum. Monatlich entspricht das einem Betrag von durchschnittlich 260 Euro je Einwohner. Allerdings gebe es deutliche Unterschiede zwischen den Haushalten. Während einige nach wie vor viel Geld auf die Seite legen könnten, sei bei anderen am Ende des Monats nichts übrig, "was sich für viele Haushalte durch die nach wie vor hohen Preisanstiege für Waren des täglichen Bedarfs noch verschärft haben dürfte", erläuterten die Statistiker.
Trotz gestiegener Hypothekenzinsen und hoher Baukosten planen 31 Prozent der Befragten zwischen 20 und 50 Jahren den Erwerb eigener vier Wände (Vorjahr: 30 Prozent). Die Mehrheit (69 Prozent) sieht derzeit allerdings davon ab. Hauptgrund ist für mehr als die Hälfte (57 Prozent) das fehlende Eigenkapital. Als weitere Gründe werden aktuell hohe Immobilienpreise und Baukosten genannt. "Die Grunderwerbsteuer muss gesenkt werden oder wegfallen. Diese hohen Fixkosten erschweren den Immobilienerwerb unnötig", sagte Schleweis. Eine Mehrheit derjenigen, die schon eine Immobilie hat, hat diese trotz vieler politischer Appelle noch nicht energetisch saniert (59 Prozent). 82 Prozent von ihnen haben das auch künftig nicht vor. Auch hier fehlt vielen nach eigenen Angaben das nötige Eigenkapital (48 Prozent), 41 Prozent sind nicht vom Nutzen einer energetischen Sanierung überzeugt.