
Der ukrainische Generalstab teilte nun mit, dass die russischen Verluste dort sehr hoch seien. Gründe dafür seien das Fehlen von Munition und eine schlechte Kampfmoral. Bachmut, das einmal 70.000 Einwohner hatte, ist seit Monaten umkämpft. "Die schweren Kämpfe um Bachmut gehen weiter", teilte der Generalstab mit. Die Ukraine will die strategische wichtige Stadt, die inzwischen zerstört ist, nicht aufgeben, um einen weiteren Durchbruch der russischen Truppen ins Landesinnere zu verhindern.
Nach Einschätzung britischer Geheimdienste könnte sich das russische Militär in den besetzen Gebieten in der Ukraine neu aufgestellt haben. Als Anzeichen dafür sehen die Briten ihrem Lagebericht von Donnerstag zufolge eine Mitteilung des Kreml, in der kürzlich der Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin bei regionalen Kampftruppen am Fluss Dnipro thematisiert wurde. Die Bezeichnung dieser Truppen als größere, nach dem Dnipro benannte Einheit sei neu, hieß es vom britischen Verteidigungsministerium. Zu Beginn des Krieges seien die regionalen Kampftruppen nach ihren Heimatbezirken in Russland benannt gewesen. Dass es nun mutmaßlich eine neue russische Dnipro-Kampfeinheit gebe, deute darauf hin, dass sich das Militär neu aufgestellt habe. Die Briten vermuten, dass der Grund dafür schwere Verluste sein könnten. Die Truppen am Dnipro seien wahrscheinlich damit beauftragt, den südlichen Teil des besetzten Gebiets zu verteidigen.
Angesichts schwerer Verluste bei seinem Krieg gegen die Ukraine wirbt Russlands Verteidigungsministerium nun mit einem aufwendig produzierten Video um Kämpfer für die Gefechte im Nachbarland. Zu sehen sind auf dem Clip im Stil eines Actionfilms ein Wachmann in einem Supermarkt, ein Trainer im Fitnessstudio und ein Taxifahrer, die sich in Soldaten in Uniform verwandeln. Mit dem Video wird direkt hinterfragt, ob die Männer an der richtigen Stelle ihrem Land dienen. "Du bist doch ein Mann! Werde nun einer!" ist auf Russisch in dem 46-Sekunden-Clip zu lesen. "Diene mit einem Vertrag!", lautet die Aufforderung. Versprochen werden den Freiwilligen monatlich für den Fronteinsatz ein Sold ab 204.000 Rubel (rund 2280 Euro), eine ordentliche Ausbildung und Sozialleistungen.
Unter einer Hotline mit der Nummer 117 oder auf einer Internetseite können sich die Männer direkt melden. Im ganzen Land gibt es Meldepunkte für die Freiwilligen. Die Versprechungen stehen im Widerspruch zu vielen anderen Clips, in denen Soldaten immer wieder schlechte Ausrüstung, Führung und Behandlung beklagen. Zuletzt hatte auch die russische Privatarmee Wagner in Schreiben Freiwillige für den Einsatz im Kriegsgebiet für einen Sold von 240 000 Rubel monatlich geworben. Versprochen werden außerdem Erfolgsprämien, teilte Wagner mit. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat ebenfalls im ganzen Land Anwerbestellen eingerichtet.
Nach dem Start einer Teilmobilisierungsaktion im September, die Zehntausende russischer Männer dazu veranlasste, aus dem Land zu fliehen, um einer Einberufung zu entgehen, spielen die Behörden die Möglichkeit eines zweiten Mobilisierungsaufrufs herunter – trotz eines kürzlichen Versuchs, elektronische Einberufungspapiere zum Klemmen einzuführen auf Wehrdienstverweigerer – und versuchen stattdessen, Freiwillige zu rekrutieren. In den letzten Wochen sind in der russischen Hauptstadt Plakate aufgetaucht, auf denen Berufssoldaten gesucht werden, auf denen erklärt wird: "Unser Beruf ist die Verteidigung des Mutterlandes." Die Plakate besagen, dass die Armee Kanoniere, Pioniere, Sanitäter, Fahrer und Panzerkommandanten suche, potenziellen Rekruten "Respekt, einen ehrenhaften Beruf und eine angemessene Bezahlung" versprechen.
Auch Russlands föderaler Sicherheitsdienst, der FSB, scheint "eine großangelegte Überholung der Organe der inneren Sicherheit" durchzuführen, berichtet das Institute for the Study of War (ISW) heute in seinem Update. Die Überholung scheint im Zusammenhang mit Datenlecks in die Ukraine zu stehen. "Der russische Föderale Sicherheitsdienst (FSB) scheint eine großangelegte Überholung der Organe der inneren Sicherheit durchzuführen." Die staatlich kontrollierte russische Nachrichtenagentur TASS berichtete am 19. April, dass der FSB und die Hauptdirektion des Sicherheitsdienstes des Innenministeriums (MVD) Massenkontrollen bei der Zentraldirektion für innere Angelegenheiten des Zentralbezirks Moskau und mehreren Polizeidienststellen des Moskauer Bezirks in den letzten Wochen aufgrund "des Durchsickerns von Daten russischer Sicherheitskräfte auf Ersuchen ukrainischer Bürger durchgeführt haben."
Russische Medien berichteten, dass die mutmaßlichen Polizisten personenbezogene Daten russischer Sicherheitskräfte an externe Personen weitergegeben haben, von denen einige ukrainische Staatsbürger sind. Die gemeldeten Razzien des FSB und des MVD bei den Moskauer Polizeidienststellen finden vor dem Hintergrund einer Reihe von Verhaftungen und Entlassungen prominenter Mitglieder der Führung von Rosgwardia (Russische Nationalgarde) statt.
agenturen/pclmedia