Frauen im Iran, insbesondere in Teheran, missachten zunehmend die Kopftuchpflicht, obwohl die Regierung versucht, die Kleiderordnung strenger zu kontrollieren. Aber im ganzen Land, wo die Inflation bei 50 Prozent liegt und die Rohstoffpreise in die Höhe schießen, glauben viele, dass die Wirtschaft Vorrang hat.
Laut Analysten haben wirtschaftliche Missstände seit den monatelangen Protesten im vergangenen Jahr die öffentliche Unzufriedenheit angeheizt. Die Demonstrationen im letzten Jahr, bei denen Hunderte Menschen getötet wurden, darunter auch Sicherheitspersonal, und Tausende weitere verhaftet wurden, stellten eine große Herausforderung für die Regierung von Präsident Ebrahim Raisi dar.
Raisi, der sein Amt im August 2021 antrat, hat seitdem versprochen, die angeschlagene Wirtschaft des Landes zu sanieren und "die Armen zu stärken". Er bekräftigte in diesem Jahr sein Versprechen, "die Inflation zu kontrollieren" und "die Lebensgrundlagen zu verbessern", und machte den "Feind" für die wirtschaftlichen Probleme Irans verantwortlich. Der Iran leidet seit dem einseitigen Rückzug Washingtons aus einem bahnbrechenden Atomabkommen im Jahr 2018 unter lähmenden US-Sanktionen. Seit letztem Jahr notiert die Landeswährung bei rund 500.000 Rial pro Dollar und hat damit rund 66 Prozent an Wert verloren.
Auf dem geschäftigen Großen Basar in Teheran strömen Käufer, darunter auch Frauen – einige mit Kopfbedeckungen, andere ohne – in die Geschäfte, aber viele verlassen die Geschäfte, ohne etwas zu kaufen. Ladenbesitzer klagen über einen schwindenden Kundenstamm und eine schwächelnde Kaufkraft. Importierte Produkte sind mittlerweile zu einem Luxus geworden, den sich nur wenige leisten können. Doch das Kopftuch bleibt im Iran ein viel diskutiertes Thema, wo das Parlament über einen Gesetzentwurf diskutiert, der strenge Strafen für Frauen vorsieht, die gegen das Hijab-Gesetz verstoßen.
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