Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert für einen Frieden mit Russland unter anderem den vollständigen Abzug russischer Truppen von ukrainischem Territorium - einschließlich der Halbinsel Krim und Reparationszahlungen. Die Ukraine wehrt mit westlicher Hilfe seit Februar 2022 eine russische Invasion ab. Nach Einschätzung von Pistorius stellt sich Putin auf einen langen Konflikt ein. Der Kremlchef werde versuchen, Pausen zu bekommen, in denen er die Aufrüstung vorantreiben könne. "Denn sein Ziel ist nicht nur die Ukraine, davon bin ich fest überzeugt. Und darauf müssen wir uns einstellen."
Pistorius glaubt nach eigenen Worten, dass der Krieg militärisch für die Ukraine zu gewinnen sei. Aber völlig sicher sagen könne er das nicht. "Wir wissen nicht, auf was sich Putin wirklich einstellt." In seiner Rede bekräftigte Pistorius die Entschlossenheit des Westens, die Ukraine in ihrem Abwehrkampf weiter zu unterstützen. "Eine gewaltsame, willkürliche Veränderung der politischen Landkarte Europas werden wir nicht hinnehmen."
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat Deutschland für umfassende Hilfen gedankt und erneut appelliert, bei der militärischen Unterstützung nicht nachzulassen. Erst an dem Tag, an dem es wieder Frieden in der Ukraine gebe, brauche das Land keine Waffen-Lieferungen mehr, sagte Klitschko am Freitag bei der ersten "Westfälischen Friedenskonferenz" in Münster. Mit den bereitgestellten Waffensystemen fühlten sich die Menschen heute in der Hauptstadt Kiew "zigmal sicherer als vor einem Jahr". Man rechne aber damit, dass es im Winter erneut verstärkte Angriffe auf die Infrastruktur geben werde.
Allein in Kiew seien seit Beginn des Angriffskriegs mehr als 180 Zivilisten getötet worden, auch Kinder, schilderte Klitschko. Über 700 Gebäude seien zerstört worden, darunter viele Wohnhäuser. Die Bürger von Kiew hätten über 800 Mal einen Luftalarm erlebt und viel Zeit unter der Erde im Bunker verbracht, berichtete der Bürgermeister in eindringlichen Worten. Fahre man durchs Land, sehe man menschenleere Dörfer und Städte, viele seien ohne Arbeit und Obdach. Der Wille, die Ukraine zu verteidigen, sei in der Bevölkerung ungebrochen.
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