"Wir waren seit langer Zeit befreundet", behauptete Kadyrow nun, zwei Tage nachdem Prigoschin mutmaßlich bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Auf Telegram postete er ein Foto, das ihn bei der Entgegennahme eines Ordens der Söldnertruppe Wagner aus den Händen Prigoschins zeigt. Auf den Konflikt ging er nur am Rande ein. Prigoschin habe in den letzten Monaten das große Gesamtbild aus den Augen verloren. "Ich habe ihn gebeten, seine persönlichen Ambitionen hintenan zu stellen zugunsten von Angelegenheiten höchster Wichtigkeit für den Staat", schrieb er.
Tatsächlich galten Kadyrow und Prigoschin beide als Hardliner und forderten ein noch härteres Vorgehen Moskaus in der Ukraine. Viele Beobachter bezeichneten die Allianz der beiden allerdings als befristet, gehe es bei ihrer Kritik an der Militärführung doch vor allem darum, Vorteile für die eigenen Truppenteile herauszuschlagen. Tatsächlich endete das Bündnis, als Prigoschin Kadyrows Achmat-Truppen dafür kritisierte, nie an vorderster Front zu kämpfen. Daraufhin drohten die tschetschenischen Einheiten dem Wagner-Chef unter anderem Gewalt an. Die von Prigoschin im Juni initiierte Meuterei versprach Kadyrow "mit harten Methoden" niederzuschlagen. Zu einer Auseinandersetzung zwischen Wagner- und Achmat-Einheiten kam es aber nicht; Prigoschin blies den Aufstand selbst ab.
Nach Einschätzung britischer Geheimdienste ist Prigoschin "sehr wahrscheinlich" tot. Zwar gebe es noch keinen endgültigen Beweis, dass Prigoschin an Bord des abgestürzten Flugzeugs gewesen sei, zumal er stets außergewöhnliche Sicherheitsmaßnahmen ergreife, betonte das britische Verteidigungsministerium am Freitag. Doch Prigoschins Tod würde die Privatarmee Wagner zutiefst destabilisieren, hieß es in London weiter. "Seine persönlichen Eigenschaften wie Hyperaktivität, außergewöhnliche Kühnheit, Ergebnisorientierung und extreme Brutalität haben Wagner geprägt und dürften von keinem Nachfolger erreicht werden", teilte das britische Ministerium weiter mit. Das Führungsvakuum bei Wagner würde sich noch verschärfen, wenn Berichte zuträfen, dass Gründer und Feldkommandant Dmitri Utkin und Logistikchef Waleri Tschekalow tot sind.
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