Die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) will unter anderem auch über die künftige Finanzierung des Deutschlandtickets beraten, hier stehen dringende Entscheidungen an. Zu den weiteren Themen zählen beschleunigte Planungsverfahren und die Krankenhausreform.
Einig sind sich die Länder in der Asylpolitik mit ihren finanziellen Forderungen an den Bund und dabei, dass die Bundesregierung die auf europäischer Ebene geplante Reform des Asylsystems vorantreiben soll, damit weniger Schutzsuchende nach Deutschland kommen. Andere Vorschläge, die auf dem Tisch liegen - etwa zu einer Arbeitspflicht für Asylbewerber - sind im Kreis der Ministerpräsidenten dagegen umstritten.
Weit oben auf der Tagesordnung steht eine stärkere Beteiligung des Bundes an den Kosten, die in Ländern und Kommunen für die Versorgung von Asylbewerbern und anerkannten Flüchtlingen anfallen. Mitte Mai hatte der Bund den Ländern eine Milliarde Euro als zusätzliche Beteiligung für dieses Jahr zugesagt. Damit sollen sie dabei unterstützt werden, ihre Kommunen zu entlasten und die Digitalisierung der Ausländerbehörden zu finanzieren. Eine Kernforderung der Länder ist, dass es keine fixe Summe mehr geben soll, sondern dass sich der Beitrag des Bundes an der jeweils aktuellen Zahl von Geflüchteten orientiert. Fachleute sprechen hier von einem "atmenden System". Auch Scholz hat den Begriff "atmender Deckel" bereits benutzt.
Nach Aussage von Weil besteht über die Systemfrage inzwischen Einigkeit mit dem Bund, über die Höhe der Kopfpauschale müsse noch verhandelt werden. Weil sagte: "Der Bund möchte bislang nicht mehr als 5000 Euro pro Geflüchtetem zahlen, wir gehen gemeinsam mit den Kommunen davon aus, dass die Pauschale bei 10 000 Euro liegen muss." Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sagte, bis vor zwei Jahren habe sich der Bund auskömmlich an den Flüchtlingskosten beteiligt und dieses System dann einseitig aufgekündigt. "Wir fordern, dass es jetzt wieder umgesetzt wird", sagte der Kieler Regierungschef.
Der Vorschlag, Bezahlkarten statt Geld auszugeben, soll auf potenzielle Asylbewerber abschreckend wirken, die von dem knappen Budget, das ihnen zur Verfügung steht, Geld in die Heimat schicken wollen. Außerdem soll der Missbrauch des Asylsystems durch Nicht-EU-Bürger aus Osteuropa dadurch bekämpft werden. Diese Idee, die früher einmal in einzelnen Kreisen praktiziert worden war, gewinnt aktuell mehr Unterstützer, obgleich das System für die Kommunen zunächst einmal mehr bürokratischen Aufwand bedeutet. Statt Geld vor allem Sachleistungen auszuhändigen, finden viele Verantwortliche in den Ländern dagegen zu umständlich. Generell gilt, dass die Entscheidung über Bezahlkarten oder Sachleistungen nicht vom Bund getroffen wird, sondern vor Ort.
Der Deutsche Landkreistag ist generell dafür. Sein Präsident Reinhard Sager meint: "Zwar erfordert dies einen höheren Verwaltungsaufwand, aber wir sollten die hohe Attraktivität unserer Sozialleistungen im europäischen Vergleich realistisch einschätzen." Die Bundesländer sollten die kommunale Ebene auf diesem Weg unterstützen.
Denkbar wäre, dass die Länder den Bund auffordern, das Sozialgesetzbuch zu ändern, so dass Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge zu gemeinwohlorientierter Arbeit herangezogen werden könnten. Ein Gesetz, das eine allgemeine Verpflichtung zu einer Tätigkeit vorsieht, wird aber wohl nicht angestrebt. Die Grünen werben dafür, alle Arbeitsverbote für Geflüchtete aufzuheben, und zwar auch für solche, die aus Ländern stammen, die als sichere Herkunftsstaaten gelten.
Einen Tag vor der Ministerpräsidentenkonferenz konkretisierte auch der Bund seine Vorstellungen zur Asylpolitik. Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) kündigte erleichterte Arbeitsmöglichkeiten für Geflüchtete an. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) stellte einen Gesetzentwurf vor, der Rückführungen von Migranten erleichtern soll. Kanzler Scholz rief zur Zusammenarbeit auf. Das sei "ein Thema, wo der Staat zeigen muss, dass er auch Dinge unter Kontrolle hat", sagte der SPD-Politiker am Mittwochabend bei einer Wirtschaftskonferenz seiner Fraktion im Bundestag.
"Wichtig ist, dass wir in dieser Frage zusammenarbeiten", sagte Scholz. Das entspreche auch dem, was die Bürger wollten, nämlich keinen kleinlichen Streit, wo sich jeder profilieren wolle, sondern praktische Lösungen, die tatsächlich etwas änderten, ergänzte der Kanzler in den ARD-"Tagesthemen". Sein Stellvertreter Robert Habeck (Grüne) sagte in der ARD-Sendung "Maischberger": "In dieser Phase müssen alle miteinander reden."
Die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten wollen auch über das Deutschlandticket im Nah- und Regionalverkehr beraten, dessen Zukunft unklar ist. Grund ist ein Streit zwischen Bund und Ländern über die weitere Finanzierung - darum geht es bis Donnerstag auch bei einer Verkehrsministerkonferenz in Köln. Seit dem 1. Mai kann das Deutschlandticket für Busse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr für 49 Euro im Monat verwendet werden - als digital buchbares, monatlich kündbares Abonnement in ganz Deutschland. Bund und Länder geben bis 2025 jeweils 1,5 Milliarden Euro. Im ersten Jahr sollen mögliche Mehrkosten zur Hälfte geteilt werden - diese "Nachschusspflicht" aber ist von 2024 an offen.
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen erwartet 2024 Mehrkosten von 1,1 Milliarden Euro. Wegen des Finanzstreits mit dem Bund hatte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) als Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz der Länder bereits vor einem Aus des Deutschlandtickets gewarnt.