Brüssel, 23. Juli 2024 – Der Streit um den internationalen Spielkalender im Fußball hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Vertreter europäischer Fußballligen und Spielerorganisationen haben offiziell Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht. Sie werfen der FIFA vor, mit ihrem überladenen Kalender die Gesundheit der Spieler zu gefährden und gegen das EU-Wettbewerbsrecht zu verstoßen.
In einer gemeinsamen Erklärung, die am Dienstag veröffentlicht wurde, argumentieren die European Leagues und FIFPRO Europe, dass die FIFA ihre Macht als globaler Dachverband missbraucht. Sie bevorzuge in ihren Entscheidungen kommerzielle Interessen und eigene Wettbewerbe, während sie die wirtschaftlichen Belange der nationalen Ligen und das Wohl der Spieler ignoriere.
"Der internationale Spielkalender ist mittlerweile überlastet und für die nationalen Ligen unhaltbar geworden. Zudem stellt er ein Risiko für die Gesundheit der Spieler dar", heißt es in der Erklärung.
Die Spannungen zwischen den europäischen Ligen und der FIFA haben sich zugespitzt, seit die FIFA beschlossen hat, die Weltmeisterschaft 2026 von 32 auf 48 Mannschaften zu erweitern. Außerdem plant die FIFA für 2025 eine Klub-Weltmeisterschaft mit 32 Teams, anstelle der bisherigen sieben.
Laut den Beschwerdeführern wurden die nationalen Ligen und Spielergewerkschaften trotz ihrer wiederholten Ablehnung des neuen Kalenders aus dem Entscheidungsprozess ausgeschlossen. Die europäische Beschwerde ergänzt separate Klagen, die auf nationaler Ebene, beispielsweise von Spielergewerkschaften in England, Frankreich und Italien, bereits anhängig sind.
Diese rechtlichen Schritte folgen auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Dezember, das feststellte, dass FIFA und UEFA ihre dominante Position missbraucht haben. Diese Klage ging von renommierten Vereinen aus, die 2021 die kontroverse Super League initiieren wollten.
Die FIFA reagierte prompt auf die Vorwürfe und bezeichnete die Beschwerden als "heuchlerisch". In einem Beitrag auf X (ehemals Twitter) hieß es, der aktuelle Spielkalender sei nach "umfassenden und inklusiven Konsultationen" mit Zustimmung mehrerer Interessengruppen, einschließlich FIFPRO und Ligavertretern, verabschiedet worden.
"Einige Ligen in Europa – die selbst Organisatoren und Regulatoren von Wettbewerben sind – handeln aus kommerziellem Eigeninteresse, aus Heuchelei und ohne Rücksicht auf alle anderen in der Welt", erklärte die FIFA. Diese Ligen würden offenbar einen Kalender bevorzugen, der von Freundschaftsspielen und weltweiten Sommertouren geprägt sei, so die FIFA.
Die Europäische Kommission, die als Exekutivorgan der EU fungiert, kann bei mutmaßlichen Verstößen gegen das Wettbewerbsrecht einschreiten. Die Kommission hat eine Anfrage von Euronews nach einem Kommentar noch nicht beantwortet.
Der internationale Spielkalender wird von der FIFA verwaltet, die festlegt, wann die Vereine ihre Spieler für Länderspiele abstellen müssen. Trotz der bisherigen Konsultationen argumentieren die führenden Ligen, dass ihre Interessen in der aktuellen Planung, die bis 2030 läuft, nicht ausreichend berücksichtigt wurden.
Die Diskussion um den überfüllten Spielkalender könnte weitreichende Konsequenzen für die Organisation von nationalen und internationalen Fußballwettbewerben haben und wird in den kommenden Monaten sicherlich weiter an Brisanz gewinnen.