Durch seine dramatischen Videos hatte die Welt damals einen ersten Eindruck von der Schwere der Viruserkrankung bekommen. Der Ladenbesitzer wurde aber im Dezember unter der Anklage, "Streit angezettelt und Ärger provoziert zu haben", zu der dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Fang Bin kam schon am Sonntag frei.
Aktivisten wiesen auf den ähnlichen Fall der 39-jährigen Zhang Zhan hin. Die Anwältin wurde im Dezember 2020 sogar zu vier Jahren Haft verurteilt, weil sie ebenfalls über den Virusausbruch berichtet hatte. Nach ihrer Festnahme im Mai 2020 war Zhang Zhan nach Presseberichten in einen Hungerstreik getreten, zeitweise zwangsernährt worden und auf 40 Kilogramm abgemagert.
Nachdem die damals noch unbekannte, verheerende Viruserkrankung Ende 2019 in Wuhan zunächst weitgehend vertuscht worden war, wurde Ende Januar 2020 ein Lockdown über die Elf-Millionen-Metropole verhängt. Chinas folgende Null-Covid-Strategie mit einer Abschottung des Landes, Ausgangssperren, Zwangsquarantäne und Massentests ließ sich aber mit der Ankunft der sich noch viel schneller verbreitenden Omikron-Virusvariante seit Anfang 2022 nur noch schwer durchhalten.
In einer abrupten Wende wurde die Null-Toleranz-Politik im Dezember 2022 aufgegeben, obwohl besonders die ältere Bevölkerung nur unzureichend geimpft war und Krankenhäuser unvorbereitet überrascht wurden. Eine massive Corona-Welle rollte bis Januar und Februar durch die 1,4 Milliarden zählende Bevölkerung. Offiziell hat China nur rund 120 000 Corona-Tote der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeldet, darunter fast die Hälfte in diesem Winter. Verschiedene ausländische Schätzungen gehen allerdings von rund einer Million Toten aus.
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