Es erinnert meine Gemeinde sehr stark an die schreckliche Zeit, als die Nazis Millionen Juden ermordeten", sagte der Vertreter der Jüdischen Gemeinde. "Damals begann es mit dem Davidstern an Wohnungen und Schaufenstern, dann mussten die Sterne an die Kleider angenäht werden, und es endete in den Gaskammern." Die Bedrohungslage in Berlin habe sich in den vergangenen zwei Wochen massiv verschärft. Das habe Folgen auf das Verhalten der Juden: "Sie tragen auf der Straße keine Kippa mehr, sie lesen nicht in hebräischen Büchern oder anderen hebräischen Medien." Viele trauten sich nicht mehr, in der Öffentlichkeit hebräisch zu sprechen.
Die Jüdische Gemeinde versuche, dagegen zu halten. "Als Jüdische Gemeinde starten wir jetzt die Aktion "We protect jewish lives" mit dem gleichnamigen Hashtag auf Facebook", sagte Königsberg. "Wir rufen die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich solidarisch mit ihren jüdischen Freunden und Mitbürgern zu zeigen."
"Die Politik steht glaubwürdig an unserer Seite. Auch viele Menschen bekunden ihr Mitgefühl. Letzte Woche etwa hat sich eine Menschenkette vor der angegriffenen Synagoge in Berlin formiert. So etwas tut uns gut", sagte der Antisemitismus-Beauftragte. "Aber bei vielen Kommentaren, zum Beispiel in den sozialen Medien, läuft es einem kalt den Rücken runter. Eine häufige Reaktion dort ist ein "Ja, aber". Nach dem Motto: Es sei ja schlimm, was da passiert ist, aber Israel sei auch selbst schuld."
CDU-Innenpolitik-Experte Burkard Dregger fordert für Berlin eine neue Strategie im Kampf gegen Antisemitismus. "Die durchaus teuer finanzierten Antisemitismus-Präventionsprogramme haben keinen Erfolg gehabt. Wir müssen das von Grund auf neu aufstellen", sagte Dregger angesichts der jüngsten antisemitischen und israelfeindlichen Ausschreitungen in Berlin. Dregger forderte etwa eine härtere Reaktion auf antisemitische Äußerungen von Jugendlichen. "Dieses Appeasement ist nicht mehr geboten. Dieses seichte Vorgehen wird schlichtweg ignoriert. Es kann nur noch die klare Ansage geben, dass so etwas Konsequenzen hat", forderte der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus.
Insbesondere arabischstämmige Berliner glaubten viele Fakenews rund um den Konflikt zwischen Israel und der Hamas, sagte Dregger. "Das zeugt davon, dass wir eine vollständige Kehrtwende in der Präventionspolitik brauchen."
Seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober gab es in Berlin eine Reihe von der Polizei verbotener Versammlungen pro-palästinensischer Gruppen. Dabei kam es wiederholt zu antisemitischen und volksverhetzenden Äußerungen etwa auf Plakaten.