Festleitung, Wirte, Schausteller, Marktkaufleute und Polizei zeigten sich höchst zufrieden mit der 18-tägigen "XXL-Wiesn", die um zwei Tage bis zum Tag der Deutschen Einheit verlängert worden war. Zum Abschluss gab es das traditionelle Böllerschießen zu Füßen der Bavaria.
Etwas zurückhaltender waren die Besucher diesmal beim Alkohol: Rund 6,5 Millionen Liter Bier wurden seit dem 16. September ausgeschenkt. 2019 vor der Corona-Pandemie waren es noch 7,3 Millionen Liter gewesen. Viele bestellten stattdessen Alkoholfreies, wie Baumgärtner erläuterte. Mehr als 50 Prozent wurden hier mehr ausgeschenkt. Besonders beliebt: Wasser. In einigen Zelten sei das Wasser sogar kurzfristig ausgegangen, sagte der Wirtschaftsreferent.
Verdursten musste aber keiner: Die vier kostenlosen Trinkwasserbrunnen, die auf der Wiesn verteilt waren, waren nach Angaben der Stadt München ein Erfolg. Nächstes Jahr seien noch mehr geplant, hieß es.
Den Eindruck, dass der geringere Alkoholkonsum sich in weniger stark betrunkenen Gästen niederschlug, bestätigten Zahlen der Wiesn-Sanitätswache allerdings nicht. Die meisten Gäste, die dort landeten, hatten wie in früheren Jahren auch zu viel Alkohol getrunken. Die Intoxikationen - also meist: Alkohol - machten mit 36 Prozent den Hauptanteil der Notfälle aus, gefolgt von chirurgischen Notfällen mit 29 Prozent und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit 13 Prozent, wie die Aicher Ambulanz mitteilte.
Dafür mussten sich die Sanitäter um viel weniger volltrunkene Jugendliche kümmern: Wurden im vergangenen Jahr noch 74 Fälle registriert, so waren es in diesem Jahr bislang 36 - nicht einmal halb so viele. Die Sanitäter und Ärzte hatten an den Festtagen gut zu tun, sie versorgten mehr als 7600 Patientinnen und Patienten.
Eins fehlte dieses Jahr: Der Wiesn-Hit. Eingängig muss er sein, einen guten Rhythmus haben und vom Text her so simpel, dass sich zumindest der Kehrvers auch nach mehreren Maß Bier gut mitgrölen lässt. In der Vergangenheit waren es Songs wie "Layla" von DJ Robin & Schürze, "Cordula Grün" von Josh, "Hey Baby" von DJ Ötzi oder Helene Fischer mit "Atemlos". Doch 2023? Fehlanzeige, auch wenn Baumgärtner gerne einen italienischen Klassiker von 1981 an der Spitze gesehen hätte: "Sarà perché ti amo" von Ricchi E Poveri. "Der hätte Zeug zum heimlichen Wiesn-Hit".
Eine Freude vor allem für die italienischen Gäste, von denen wieder viele angereist waren. Auch aus den USA und aus Frankreich waren zahlreiche Menschen nach München gekommen, um zu feiern. Die meisten Menschen kamen jedoch traditionell aus München und Umgebung. Ein kunterbuntes Treiben und Sprachengewirr - bei bester Stimmung, selbst wenn sich vor Fahrgeschäften, Toiletten oder Ständen mal Schlangen bildeten. Die zweite Wiesn nach zwei coronabedingten Absagen sei friedlich und ruhig gewesen, hieß es bei Polizei, Feuerwehr und der Sanitätsdienst Aicher Ambulanz.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) lobte das ausgefeilte Sicherheitskonzept und das hohe Engagement der Einsatzkräfte. "Wir konnten damit nicht nur den Ruf des Oktoberfestes als größtes Volksfest der Welt, sondern vor allem auch als sicherstes Volksfest in dieser Größenordnung erneut bestätigen", sagte er.
Zufrieden zeigte sich auch die Polizei. Die Sensibilität bei Sexualdelikten sei gestiegen, diese würden zunehmend angezeigt, sagte Andreas Franken, Sprecher der Münchner Polizei. Verwundert verwies er auf das lockere Verhältnis mancher Besucher zu Drogen. Das sei ein relativ ungenierter Umgang gewesen. Viele hätten Cannabis konsumiert, es sei aber auch viel Kokain sichergestellt worden. Fast 370 Wiesngäste wurden mit Drogen erwischt. Die meisten hatten Cannabis dabei, bei 40 Prozent wurde Kokain gefunden.
Die größte Party des Jahres in München war auch für die Prominenz eine optimale Gelegenheit zum Schaulaufen und Posieren für die vielen Fotografen. Gesichtet wurden etwa Spieler des FC Bayern wie Harry Kane, der auf der Wiesn auch seinen Doppelgänger traf. Schauspieler Arnold Schwarzenegger dirigierte eine Wiesnkapelle. Cathy Hummels lud zu ihrem Wiesn-Bummel. Und bei der "Damenwiesn" von Mietwagen-Unternehmerin Regine Sixt ließ sich Schauspielerin Uschi Glas blicken.