Der Bezirksvorsitzende Matthias Miersch erklärte, die Ehrung Schröders habe polarisiert. Er habe in den vergangenen Wochen "sowohl zustimmende als auch ablehnende" Reaktionen dazu erhalten. Nach dem gescheiterten Parteiausschluss stünden Schröder aber "die vollen Mitgliedsrechte" zu - und damit auch die Ehrung wegen der 60-jährigen Parteizugehörigkeit.
Der 79 Jahre alte Schröder ist wegen seiner Freundschaft mit Russlands Präsident Wladimir Putin und der langjährigen Lobbytätigkeit für russische Energiefirmen umstritten. Ein von zahlreichen SPD-Ortsvereinen angestrebter Parteiausschluss scheiterte im Mai jedoch.
Schröder habe für die SPD und Deutschland "viel geleistet", fuhr Miersch fort und würdigte dann sein Wirken als Bundeskanzler von 1998 bis 2005. Wichtige Punkte dabei seien unter anderem das Nein zum Irakkrieg, die erstmals gesetzlich abgesicherten gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und das Erneuerbare-Energien-Gesetz.
Die eigentliche Laudatio für Schröder hielten die ehemalige niedersächsische Vize-Ministerpräsidentin Heidi Merk und der frühere Hannoveraner Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg. Beide verwiesen darauf, dass günstige Gaslieferungen aus Russland in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft lange Zeit begrüßt und geschätzt wurden.
Schmalstieg würdigte Schröder nach seiner über den SPD-Bezirk Hannover Bezirk verbreiteten Rede als "einen bedeutenden, einen großen deutschen Sozialdemokraten, der Geschichte geschrieben hat". Er glaube, dass die SPD Schröder weiter brauche, sagte der langjährige Weggefährte. "Er hat uns noch viel zu sagen. Gerade in dieser schwierigen Zeit."
Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Wolfgang Kubicki kritisierte den Umgang der SPD mit Schröder. Zwar sei seine Russland-Positionierung "zweifelhaft" und stelle "seine Zeit als Kanzler ziemlich in den Schatten", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Aber wenn das Mittel eines Parteiausschlussverfahrens nur genutzt wird, um ein billiges Zeichen zu setzen und rechtliche Erwägungen dabei bedeutungslos sind, dann schadet man allen Beteiligten."