Es gehe vor allem um Sachfragen, etwa in der Migrationspolitik. "Die Migrationspolitik der Linken – offene Grenzen und Bleiberecht für alle, über 1000 Euro Bürgergeld für jeden, der nach Deutschland kommen will – wird von der großen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt und verursacht nur Kopfschütteln. Wer bei einem zentralen Thema eine so falsche Politik vertritt, wird von den Wählern abgestraft."
Wagenknecht war im Oktober aus der Linken ausgetreten und will im Januar ihre eigene Partei gründen. Am Dienstag hatte die Linke entschieden, ihre Bundestagsfraktion zum 6. Dezember aufzulösen. Es wird erwartet, dass nun zwei neue parlamentarische Gruppen entstehen: die verbliebenen 28 Linken-Abgeordneten einerseits und Wagenknecht mit ihren Unterstützern andererseits.
Die künftige Partei der ehemaligen Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht soll eine Doppelspitze bekommen. Dies sagte Wagenknecht den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Wagenknecht kündigte an, dass sie selbst nicht an die Spitze der geplanten Partei will. Als Vorsitzende hat sie die frühere Linksfraktionschefin Amira Mohamed Ali ins Gespräch gebracht. Die zweite Person ist noch nicht öffentlich bekannt.
Wagenknecht bekräftigte in dem Zeitungsinterview, dass sie mit ihrer Partei gerne im Bund mitregieren würde. "Ob wir in eine Regierung eintreten, hängt von den Inhalten ab", sagte sie. Als mögliche Koalitionspartner nannte Wagenknecht SPD und Linkspartei. Bündnisse mit Grünen und AfD schloss Wagenknecht aus. Zur CDU sagte sie: Mit dem früheren Sozialminister "Norbert Blüm hätten wir gut koalieren können".
Lafontaine sagte über die Parteigründung Wagenknechts: "Politisch unterstütze ich die Entscheidung meiner Frau natürlich. Als Ehemann bin ich aber nicht begeistert davon." Politische Arbeit sei "unglaublich anstrengend und zeitraubend", der Aufbau einer neuen Partei umso mehr.
Wagenknecht sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag): "Oskar Lafontaine sieht die politische Notwendigkeit für die neue Partei, aber auch die negativen Folgen für unser Privatleben." Sie haben jetzt "eine ziemlich anstrengende und stressige Zeit". Sie hätte die Wahlperiode auch beenden und dann als Publizistin arbeiten können. "Das hätte uns persönlich viele Freiräume eröffnet. Aber er versteht, warum ich mich am Ende anders entschieden habe."
Eine aktive Rolle in der Politik wolle Lafontaine nicht mehr haben, sagte Wagenknecht. "Er hat sein Leben lang Politik gemacht mit all dem Druck und Stress, der damit verbunden ist. Jetzt genießt er es, dass er das nicht mehr muss", sagte sie. "Natürlich beraten wir uns, und er unterstützt mich mit seinen Erfahrungen."
Lafontaine, heute 80 Jahre alt, war Ministerpräsident des Saarlandes (1985-1998), SPD-Kanzlerkandidat (1990), SPD-Bundesvorsitzender, Bundesfinanzminister, Mitgründer der Linkspartei und deren Partei- und Fraktionsvorsitzender im Bundestag. Zuletzt hatte er die Linksfraktion im Saar-Landtag geführt. Er trat bereits 2022 aus der Linkspartei aus.