Insgesamt stehen 480 Millionen Euro bereit. Durch zinsverbilligte Kredite soll der klimafreundliche Umbau von Gewerbeimmobilien gefördert und Leerstand beseitigt werden. Das Geld soll aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) kommen. Der Bund verweist dabei auf eine Studie des Bundesinstituts für Bau, Stadtentwicklung und Raumordnung (BBSR). Die sieht in leeren Büros und Räumen des Einzelhandels ein Potenzial von bis zu 235.000 neuen Wohneinheiten. Würden diese Immobilien genutzt, spare das Fläche und Baustoffe, heißt es im 14-Punkte-Papier. Sofern die Nutzung mit anspruchsvollen Sanierungen einhergehe, sei ihre ökologische Bilanz vorteilhaft.
Dass die Diskussion an Fahrt aufnimmt, hat auch mit dem Homeoffice-Boom zu tun. Im Zuge der Corona-Pandemie wechselten viele Beschäftigte an ihre heimischen Schreibtische. Auch nach Wegfall der Kontaktbeschränkungen bleibt die Arbeit von zu Hause für viele attraktiv. Das spüren auch die Unternehmen: Gerade erst hat eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts ergeben, dass jede elfte Firma plant, ihre Büroräume wegen Homeoffice zu verkleinern.
Der Unterschied zwischen den Branchen ist dabei groß. Während in der Rundfunkbranche rund 40 Prozent, in der Automobilbranche rund 38 Prozent, und bei den Informationsdienstleistern rund 28 Prozent der befragten Unternehmen planen, ihre Büros zu verkleinern, sieht es im Bauhauptgewerbe anders aus. Dort liebäugeln lediglich rund 2 Prozent mit einer Verkleinerung, im Handel rund 4 Prozent.
"Die überwältigende Mehrheit der Unternehmen lässt ihre Büroflächen unverändert", sagt Ifo-Experte Simon Krause. Mit Blick auf einzelne Branchen zeige sich aber, dass Homeoffice zu einem leichten Rückgang der Nachfrage nach Büroflächen führe. Das wiederum setze den Immobilienmarkt unter Druck.
"Nach der Pandemie ist klar: Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben", sagt Krause. "Wenn die Beschäftigten teilweise vor Ort und teilweise zu Hause arbeiten, dann verändern sich die Anforderungen an die Büros." Viele Unternehmen hätten bereits reagiert – beispielsweise durch geteilte Schreibtische. Die bereits erfolgten Veränderungen seien nicht abgefragt worden, weshalb der tatsächliche Effekt vermutlich noch größer sei. "Andere Firmen planen die Anpassung in den kommenden Jahren, wenn die meist langfristig abgeschlossenen Büromietverträge auslaufen", vermutet der Ifo-Experte. Diese Entwicklung wird die Krise am Immobilienmarkt verschärfen, der wegen gestiegener Zinsen und Baukosten ohnehin unter Druck steht."
Währenddessen sucht die Ampel-Koalition nach Möglichkeiten, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Eigentlich sollten jährlich 400.000 neue Wohnungen entstehen – so ist es im Koalitionsvertrag angekündigt. 2022 wurden es allerdings nur rund 295.300. Hohe Baukosten, Materialknappheit und gestiegene Zinsen haben der Baubranche zugesetzt. Geywitz und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) legten deshalb beim Wohnungsgipfel Ende September 14 Punkte vor, die den Wohnungsbau ankurbeln sollen.
Dass ungenutzte Büros künftig Wohnungen werden sollen, nennt Immobilienexperte Thomas Beyerle zwar einen interessanten Vorschlag. Der Professor für Immobilienwirtschaft an der Hochschule Biberach ist allerdings skeptisch und hält den Effekt auf den Wohnungsmarkt für gering. "Das ist eine politische Nebelkerze", sagte er. "Das ist wohl eher symbolisch".
Zwar würden in den kommenden Jahren Büroflächen wegfallen. Die seien aber nicht selten am Stadtrand, 25 Jahre alt, oder hätten nicht die erforderlichen energetischen Standards. "Dann kann es sein, dass man zwar umbauen möchte, sich das aber nicht rechnet." Hinzu kämen bauliche Besonderheiten wie niedrige Decken. "Was maximal gehen würde, wären Mikroappartements", schätzt Beyerle. Gerade zu Semesterbeginn könnten Einzimmerapartments bei jungen Menschen attraktiv sein. Eine wirkliche Abhilfe gegen die Wohnungsnot, insbesondere von Familien, sei das aber nicht.