Saudi-Arabien und Ägypten haben den Aufruf des israelischen Militärs zur Massenevakuierung des nördlichen Gazastreifens scharf kritisiert. Saudi-Arabien lehne die "Zwangsumsiedlung ab", teilte das Außenministerium am Freitag mit. Alle Formen der militärischen Eskalation, die sich gegen Zivilisten richteten, müssten gestoppt werden. Den Menschen im Gazastreifen seien die Grundvoraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben entzogen worden, was "einen Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht" darstelle, hieß es in der Erklärung aus Riad weiter.
Auch Ägypten verurteilte die Anweisungen zur Evakuierung der Gaza-Einwohner durch das israelische Militär. Dies sei "eine schwerwiegende Verletzung der Regeln des humanitären Völkerrechts", hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums. Ägypten forderte Israel auf, von solch "eskalierenden Schritten" abzusehen. Denn diese hätten schlimme Folgen für die humanitäre Lage im Gazastreifen. Das israelische Militär hatte die Einwohner der Stadt Gaza am Freitag aufgerufen, bis 20.00 Uhr Ortszeit (19.00 Uhr MESZ) ihre Wohngebiete zu verlassen und sich in den Süden des Gazastreifens zu begeben. Dies wurde als Vorbereitung auf eine mögliche Bodenoffensive gesehen. Die Vereinten Nationen forderten Israel auf, die Anweisung zur Evakuierung zu widerrufen. Es drohe eine "katastrophale Situation".
UN-Generalsekretär António Guterres hat einen sofortigen Zugang zum Gazastreifen für humanitäre Hilfe gefordert. "Auch Kriege haben Regeln", sagte Guterres am Freitag vor Journalisten in New York, bevor er hinter verschlossenen Türen an einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats zu dem Konflikt teilnehmen wollte. "Wir brauchen sofortigen humanitären Zugang zu ganz Gaza, damit wir den Bedürftigen Treibstoff, Nahrung und Wasser zukommen lassen können", forderte er mit Blick auf die israelische Blockade der Küstenenklave.
Guterres sprach sich auch ausdrücklich gegen den Aufruf des israelischen Militärs zur Massenevakuierung des nördlichen Gazastreifens aus. Ein solcher Schritt, der etwa 1,1 Millionen Menschen in dem dicht besiedelten Palästinensergebiet betreffe, sei "extrem gefährlich - und in manchen Fällen auch einfach nicht möglich", sagte Guterres. Er forderte auch die sofortige Freilassung aller von der islamistischen Hamas nach Gaza verschleppten Geiseln.
Zudem rief Guterres dazu auf, sich gegen Antisemitismus, anti-muslimischen Fanatismus und verbalen Hass jeder Art, der von dem Konflikt geschürt werde, auszusprechen. "Dies ist eine Zeit für die internationale Gemeinschaft, gemeinsam den Schutz von Zivilisten zu unterstützen und eine anhaltende Lösung für diesen nicht enden wollenden Zyklus von Tod und Zerstörung zu finden."
Die Zahl der bei israelischen Angriffen im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist unterdessen auf mindestens 1900 gestiegen. Das teilte das Gesundheitsministerium im von der islamistischen Hamas kontrollierten Gazastreifen am Freitagabend mit. Unter den Opfern seien 614 Kinder und Jugendliche. Mindestens 7696 weitere Menschen wurden demnach verletzt.
Terroristen im Auftrag der Hamas hatten am Samstag ein Massaker unter israelischen Zivilisten in Grenzorten und auf einem Musikfestival angerichtet. Es war das schlimmste Blutbad seit der israelischen Staatsgründung. Mehr als 1300 Menschen kamen ums Leben. Rund 150 Kinder, Frauen und Männer wurden von Hamas-Kämpfern offiziellen Angaben zufolge in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte unter anderem mit massiven Luftangriffen auf den dicht besiedelten Küstenstreifen mit gut zwei Millionen Einwohnern.