Die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), Michaela Engelmeier, sagte: "Wir brauchen jetzt mehr denn je einen starken Sozialstaat und eine starke Regierung, die den Menschen das Gefühl gibt, die Lage im Griff zu haben. Denn wir haben ohnehin schon eine Situation, in der das Vertrauen in unseren Staat und seine sozialen Sicherungssysteme schwindet." Der enorme Zulauf zur AfD sei dafür nur ein Indiz und befeuere die Spaltung der Gesellschaft.
Engelmeier mahnte: "Was wir jetzt brauchen, ist eine breite parlamentarische Zusammenarbeit. Deshalb heißt unser Appell: Die Schuldenbremse muss ausgesetzt werden." Ferner benötige der Staat mehr Einnahmen, um den Sozialetat dauerhaft stemmen zu können. Dafür müssten die "starken Schultern" wie "Reiche, Spitzenverdienende und Unternehmen, die zuletzt fette Übergewinne gemacht haben", beitragen.
Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK Deutschland, Verena Bentele, erklärte: "Trotz knapper Kassen ist es an der Zeit, einen zukunftsfähigen Kurs einzuschlagen. Die Bundesregierung muss in der Haushaltspolitik die richtigen Prioritäten setzen. Investitionen in die Zukunft wie die Kindergrundsicherung oder die Wärmewende dürfen nicht der Finanzdisziplin geopfert werden." Ganz oben auf der Agenda müsse der Kampf gegen Kinderarmut stehen. Drei Millionen Kinder seien betroffen.
"Die Regierung sollte die Gießkanne ins Regal stellen und stattdessen zielgerichtet dort fördern, wo es am nötigsten ist – bei den armen Menschen", so Bentele weiter. "Sonst verspielt sie massiv Vertrauen in die Politik." Mit der Einführung einer Vermögenssteuer könne man Multimillionäre und Milliardäre stärker an der Finanzierung des Gemeinwohls beteiligen.
Die Präsidentin des Deutschen Caritas-Verbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, sagte schließlich: "Das soziale Netz besteht aus vielen Fäden, die eng geknüpft werden müssen, damit die Menschen Sicherheit empfinden. Wird das Netz löchrig – etwa, weil an der sozialen Infrastruktur gespart wird –, hat das auch für unser Zusammenleben und unsere Demokratie Folgen."
Merz hatte in der ARD gesagt, um die nach dem Verfassungsgerichtsurteil entstandene Haushaltslücke zu schließen, solle die Regierung auf die Kindergrundsicherung, das Heizungsgesetz und ein höheres Bürgergeld verzichten. Es gehe eben "nicht mehr alles".