Das FLI habe beispielsweise Proben von Seeadlern auf den Inseln Rügen und Usedom in Mecklenburg-Vorpommern genommen. "Wir hatten mehrere infizierte und zu Tode gekommene Nestlinge von Seeadlern. Aber die Population hat sich nicht stark verändert. Das heißt, diese Vogelart ist damit als Gesamtpopulation vorerst ganz gut zurechtgekommen."
Eine andere Untersuchung finde auf Grönland statt. "Wir beproben dort Wildgänse, um herauszufinden, wie viel Nachwuchs gibt es und welche Antikörper wurden gebildet." Daraus sollten möglichst auch Schlüsse für künftige Ausbrüche gezogen werden. "Was das Ganze nicht so einfach vorhersehbar macht, ist, dass sich das Virus im Moment in den Wildvögeln mit anderen Influenzaviren mischt. Wir haben allein in Europa mehr als 40 sogenannte H5N1-Genotypen."
Aussagen darüber, wie sich der gerade einsetzende Vogelzug in Deutschland und Europa auf das Infektionsgeschehen auswirkt, seien schwierig. "Jetzt im Moment warten wir, ob es zu einer kleinen oder größeren Welle durch die Zugvögel kommt." Aus dem Vogelzug ergeben sich laut Beer zwei Faktoren: "Zum einen kann das wieder neue Wirte, für die noch vorhandenen Viren bieten. Zum anderen wissen wir natürlich nicht, ob diese Vögel nicht auch wieder neue H5-Viren aus den Brutgebieten mitbringen."
Nach vielen Todesfällen bei Koloniebrütern im Sommer sei das Infektionsgeschehen zuletzt in Deutschland und Europa im Wildvogelbereich deutlich zurückgegangen. Seit vergangenem Jahr seien von H5N1-Infektionen vor allem Möwen und verwandte Wildvögel betroffen gewesen. Fälle bei Gänsen und Enten sind seltener. Ob sich das Virus zuvor wegen Immunität bei Gänsen und Enten neue Wirte suchen musste, sei unklar. "Wir wissen daher jetzt noch nicht, ob sich eine neue Variante durchsetzen wird und vielleicht dann wieder mehr Entenvögel befällt."