Der CDU-Politiker hatte eine Kanzlerkandidatur für die Union bei der Bundestagswahl 2025 zuletzt nicht ausgeschlossen. Bei einer Bilanz nach fast einem Jahr Schwarz-Grün in NRW sagte er vergangene Woche in Düsseldorf, er sei einig mit CDU-Chef Friedrich Merz, dass diese Frage erst im Jahr vor der Bundestagswahl geklärt werde. "Und das ist absolut richtig." Es sei ein großer Verdienst von Merz, dass er über diese Frage einen Konsens hergestellt habe. "Er ist Partei- und Fraktionschef - damit ist auch die Führungsfrage da geklärt", sagte Wüst. "Ich kann Ihnen aber eines sicher sagen: Ich tue gerne, was ich gerade tue." Auf die konkrete Nachfrage: "Wollen Sie Kanzler werden oder nicht?" bekräftigte er lediglich, aktuell sei seine Aufgabe in NRW. Demonstrativ lobte er zudem den Bundesparteichef.
Die Situation zwischen Wüst und Merz rund um die Kanzlerkandidatur unterstreiche die "alte Zerrissenheit" der CDU, sagte Post, der auch stellvertretender Bundestagsfraktionschef und Vorsitzender der NRW-Landesgruppe der SPD im Bundestag ist. "Der Konflikt zwischen Herrn Merz und Herrn Wüst ist kein bloßes Medienphänomen, sondern eine reale und offene Machtfrage."
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat seinem nordrhein-westfälischen Amtskollegen Hendrik Wüst den Rücken gestärkt. Wüst sei "einer der wichtigsten Köpfe, die wir in der Union haben", sagte Günther. "Er hat einen sehr klugen Zeitungsbeitrag über den Kurs der Union verfasst, wie wir die breite Volkspartei bleiben, die wir bisher sind." Auf die Frage, ob Friedrich Merz als CDU-Chef der natürliche Kanzlerkandidat der Union sei, sagte Günther: "Wir werden die Frage der Kanzlerkandidatur im Spätsommer 2024 beantworten." Seinen eigenen Platz sehe er in Kiel: "Das ist nicht nur aktuell so."
Angesichts des Höhenflugs der AfD rief Günther die Union dazu auf, sich auf schwierige Regierungsbildungen vorzubereiten. "Ich habe mich nie für Koalitionen mit der Linkspartei ausgesprochen. Ich bin allerdings der Meinung, dass die CDU aus staatspolitischer Verantwortung dafür sorgen muss, dass ein Land handlungsfähig bleibt", sagte er. Zuletzt hatte es Spekulationen über einen möglichen Streit zwischen Merz und Wüst um die nächste Kanzlerkandidatur gegeben. Entzündet hat sich die Debatte unter anderem an pointierten Aussagen Wüsts, die teils als Abgrenzung von Merz verstanden wurden. Die nächste Bundestagswahl steht im Herbst 2025 an.
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