Diese perfide Form der gefährlichen Körperverletzung beschäftigt die Bundespolizei seit Wochen. Mehrere Male mussten Züge verschiedener Eisenbahnunternehmen ihre Fahrten kurzzeitig unterbrechen, weil Reisende durch Stromschläge aus manipulierten Steckdosen verletzt wurden. Die Bundespolizei bittet Passagierinnen und Passagiere, vor der Benutzung von Stromsteckdosen in Zügen diese in Augenschein zu nehmen, ob sie etwas Ungewöhnliches feststellen können.
Doch intakte Steckdosen von manipulierten zu unterscheiden ist gar nicht so einfach. Die Bundespolizei beobachtet, dass unterschiedliche stromleitende Metallteile wie Drähte in die Steckdosen eingeführt oder an ihnen angebracht werden – so wie beim Vorfall im Flixtrain nach Dresden –, "welche von außen nicht unmittelbar sichtbar sind". Das heißt: "Bahnreisende können durch bloße Inaugenscheinnahme der manipulierten Steckdose die Gefahr oft gar nicht erkennen und somit einschätzen oder gar ausschließen", erklärt die Behörde auf Anfrage.
Bislang würden "keine Erkenntnisse über eine einheitliche Vorgehensweise bei den gegenständlichen Manipulationen" vorliegen. Es müssen also nicht immer Drähte sein, die aus den Steckdosen herausgucken. Sieht eine Steckdose irgendwie ungewöhnlich oder anders aus als normal, sollte sie auf keinen Fall benutzt werden. Denn ein Stromschlag kann lebensgefährlich sein.
Der Wechselstrom, der aus den Steckdosen kommt, beschädige vor allem das Herz, erklärt die Hilfsorganisation Malteser. Demnach kann es im schlimmsten Fall zu Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern sowie zum Herzstillstand kommen. Eine Frau, die Ende August in einem Flixtrain auf der Fahrt von Berlin nach Hamburg einen Stromschlag durch eine manipulierte Steckdose bekommen hatte, klagte zum Beispiel zusätzlich über Herzrasen.
Die Steckdosen im öffentlichen Personenverkehr führen in Deutschland die reguläre Netzspannung von 230 Volt mit einer Frequenz von 50 Hertz. Ab 50 Volt gelten Wechselspannungen als lebensgefährlich. Wie gefährlich ein Stromschlag ist, hängt unter anderem davon ab, wie lange eine Person Kontakt mit Strom hatte oder in welcher gesundheitlichen Verfassung sie ist. Schwere Verletzungen durch manipulierte Steckdosen in Zügen hat es bisher nicht gegeben.
Wer eine manipulierte Steckdose entdeckt oder einen entsprechenden Verdacht hat, sollte darüber nicht hinwegschauen. Stattdessen rät die Bundespolizei, unverzüglich das Zugpersonal sowie die Polizei darüber zu informieren. So lassen sich unnötige Stromschläge verhindern.
ag/pclmedia