Berlin, 15. August 2024 – Am frühen Morgen haben Klimaaktivisten der Gruppe "Letzte Generation" den Flugverkehr an vier deutschen Flughäfen lahmgelegt. Die Aktivisten drangen gegen 5 Uhr morgens auf die Rollfelder der Flughäfen Berlin-Brandenburg, Köln-Bonn, Nürnberg und Stuttgart vor und erzwangen vorübergehende Flugstopps. Die Protestaktionen sind Teil einer "unerbittlichen" Kampagne gegen fossile Brennstoffe, wie die Gruppe selbst erklärt.
An den Protesten waren insgesamt acht Aktivisten beteiligt, die sich teils am Asphalt der Rollbahnen festklebten. In Köln-Bonn wurde der Flugverkehr nach Polizeiangaben eingestellt, nachdem sich zwei Personen am Boden festgeklammert hatten. Auch in Nürnberg kam es für etwa eine Stunde zu Flugunterbrechungen. Am Berliner Flughafen und in Stuttgart wurden jeweils zwei Aktivisten festgenommen, die sich ebenfalls festgeklebt hatten.
Die "Letzte Generation" fordert von der Bundesregierung, ein internationales Abkommen zu verhandeln und zu unterzeichnen, das den vollständigen Ausstieg aus der Nutzung von Öl, Gas und Kohle bis 2030 vorsieht. "Es geht um Milliarden von Menschenleben. Für viele Menschen ist der Klimakollaps bereits Realität", erklärte einer der Aktivisten in einer Videobotschaft, die während des Protests aufgenommen wurde. "Noch haben wir das Privileg, hier etwas dagegen tun zu können."
Diese jüngsten Protestaktionen reihen sich in eine Serie ähnlicher Demonstrationen der letzten Monate ein, bei denen Flughäfen und andere kritische Infrastrukturen gezielt gestört wurden. Erst im Juli hatten Aktivisten derselben Gruppe den Betrieb am Frankfurter Flughafen, dem verkehrsreichsten Flughafen Deutschlands, erheblich beeinträchtigt. Anfang August führten nächtliche Aktionen am Flughafen Leipzig/Halle, einem wichtigen Luftfrachtdrehkreuz, zu einer dreistündigen Unterbrechung des Frachtflugbetriebs.
Die Reaktionen aus der Politik lassen nicht auf sich warten. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) verurteilte die Aktionen scharf und bezeichnete sie auf der Plattform X als "kriminell, gefährlich und dumm". Sie warnte, dass die Aktivisten nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das Leben anderer Menschen gefährdeten. Faeser verwies dabei auf einen Gesetzentwurf, den das Kabinett im vergangenen Monat verabschiedet hat. Dieser sieht härtere Strafen für das unerlaubte Eindringen in Flughafengebiete vor, die bis zu zwei Jahre Gefängnis umfassen können. Der Entwurf muss allerdings noch vom Bundestag gebilligt werden.
Die Protestaktionen stoßen in der Öffentlichkeit auf gemischte Reaktionen. Während einige die radikalen Methoden der "Letzten Generation" als notwendig erachten, um auf die Dringlichkeit der Klimakrise aufmerksam zu machen, kritisieren andere die Aktionen als unverhältnismäßig und kontraproduktiv. Bijan Djir-Sarai, Generalsekretär der FDP, warf der Gruppe vor, die Gesellschaft zu spalten und dem Klimaschutz einen Bärendienst zu erweisen.
Die Flughäfen selbst betonen, dass die Sicherheitsmaßnahmen weitgehend funktioniert hätten. Der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV, Ralph Beisel, erklärte, das mehrstufige Sicherheitskonzept der Flughäfen habe sich bewährt. Dennoch plant die Bundesregierung, die Sicherheitsvorkehrungen weiter zu verschärfen.
Trotz aller Kritik bleibt die "Letzte Generation" unbeirrt und betont, dass ihre Proteste friedlich seien und die Dringlichkeit der Klimakrise widerspiegeln. Ob und wie die Bundesregierung auf die Forderungen der Aktivisten reagiert, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Debatte um Klimaschutz und die Rolle des zivilen Ungehorsams weiter an Intensität gewinnen wird.