Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) begründete die Ausreiseaufforderung an Deutsche für den Libanon am Rande eines Krisenbesuches in der jordanischen Hauptstadt Amman am Abend mit der anhaltend angespannten Lage in der Region. Trotz Reisewarnung sei noch eine niedrige vierstellige Anzahl an Deutschen in dem Land. Falls sich die Sicherheitslage in der Region weiter zuspitze, "müssen wir damit rechnen, dass die Sicherheitslage umfangreiche Evakuierungsmaßnahmen mit sich bringt und umfangreiche Evakuierungen auch erschwert. Deswegen sollten alle Deutschen bereits jetzt aus dem Libanon ausreisen", appellierte sie.
In der Mail der deutschen Botschaft in Beirut hieß es, es sei seit der Explosion im Al-Ahli-Krankenhaus im Gazastreifen mit möglicherweise vielen Todesopfern auch in vielen Städten des Libanon zu Protesten und Ausschreitungen gekommen. Die Botschaft verwies auf kommerzielle Fluglinien, die ab Beirut Flüge anbieten: "Nutzen Sie diese Ausreisemöglichkeiten, solange Sie noch verfügbar sind." Auch Flüge mit Zwischenstopps in Zypern, der Türkei oder anderen Ländern seien zu empfehlen, falls keine Direktflüge nach Deutschland verfügbar seien.
Der Libanon gilt im Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Terrorgruppe Hamas wegen der Präsenz der schiitischen Hisbollah-Miliz gerade im Süden des Landes als unsicher. Von dort wurden wie bereits in früheren Konflikten nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober auf Israel Raketen auf israelisches Gebiet abgeschossen.
Befürchtet wird zudem der Ausbruch eines Zwei-Fronten-Kriegs, sollte die Hisbollah ebenfalls zur Kriegspartei werden. "Die Sicherheitslage in der Region ist hoch volatil; es kommt derzeit immer wieder zu militärischen Auseinandersetzungen im Grenzgebiet, die jederzeit weiter eskalieren können", schreibt das Auswärtige Amt.