Der finnische Grenzschutz hatte im Herbst eine sprunghaft gestiegene Zahl von Menschen vorwiegend aus dem Nahen Osten registriert, die ohne die erforderlichen Papiere aus Russland einreisten und in Finnland Asyl beantragten. Nach offiziellen Angaben waren es seit Anfang August gut 700. Die Regierung in Helsinki wirft der russischen Führung vor, die Einreisen gesteuert zu haben und schloss nach und nach alle Grenzübergänge zu Russland.
Niinistö sagte, Russland habe 2015 schon einmal etwas Ähnliches versucht. Seinerzeit habe er gegenüber dem damaligen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew "sehr offen über das aggressive Verhalten Russlands" gesprochen. Niinistö zitierte das finnische Sprichwort: "Der Kosake greift nach allem, was nicht niet- und nagelfest ist", und sagte, bei Russland und Präsident Wladimir Putin müsse man stets auf der Hut sein und entschlossen handeln. "Wenn man entschieden auftritt, bekommt der Kosake nichts", sagte Niinistö. "Ich glaube, dass die Russen und Putin auf nichts anderes hören, als auf die Sprache der Macht."
Allein im November waren nach offiziellen Angaben etwa 900 Asylbewerber aus Russland eingereist. Die finnische Regierung wirft Moskau vor, Asylbewerber ohne gültige Papiere gezielt nach Finnland durchzulassen. "Russland hat diese Situation verursacht und kann sie auch stoppen", sagte Ministerpräsident Orpo. Es handle sich bei der sprunghaft angestiegenen Einreise von Asylbewerbern um "eine organisierte Aktivität" und nicht um einen echten Notfall, so Orpo.
Finnland hat eine 1340 Kilometer lange Grenze zu Russland. Der einzige für den Personenverkehr noch geöffnete Grenzübergang zwischen Finnland und Russland bei Raja-Jooseppi wurde letzten Donnerstag geschlossen, zunächst für zwei Wochen. Einzig der Grenzbahnhof Vainikkala im Südosten Finnlands bleibt demnach für den Güterverkehr auf der Schiene geöffnet. Russische Vertreter haben die sukzessive Schließung der finnischen Grenzübergänge kritisiert.
Angesichts der Zunahme der ankommenden Asylbewerber hatte die EU-Grenzschutzbehörde Frontex vergangene Woche erklärt, in Kürze 50 Beamte, weiteres Personal und Patrouillenfahrzeuge nach Finnland schicken zu wollen. Diese sollten etwa bei der Registrierung von Migranten, dem Prüfen von Dokumenten und als Dolmetscher helfen.
Finnland ist im April unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine der Nato beigetreten. Der Beitritt ist eine der weitreichenden geopolitischen Folgen des Ukraine-Kriegs. Das nordische Land mit seinen rund 5,5 Millionen Einwohnern hatte zuvor jahrzehntelang großen Wert auf militärische Bündnisfreiheit gelegt. Mit dem Beitritt Finnlands wuchs die Nato-Außengrenze Richtung Russland auf mehr als das Doppelte an.