Adele, 35, mit Welthits wie "Rolling in the Deep", "Someone like You", "Hello" oder dem Bond-Titelsong "Skyfall" eine der erfolgreichsten Künstlerinnen der Neuzeit, mit etlichen Grammys, einem Oscar, einem Golden Globe ausgezeichnet, soll im Sommer 2024 in Riem auf dem Messegelände zehn Konzerte spielen, möglicherweise ihre einzigen in Europa. Vor bis zu 100.000 Fans – pro Show, natürlich. So berichten es die "Süddeutsche Zeitung" und die "Abendzeitung". Dem Bayerischen Rundfunk zufolge befinden sich die Vertragsverhandlungen auf der Zielgeraden. Eine Million Zuschauer, bei etwas mehr als zwei Stunden pro Abend zusammengerechnet ein ganzer Tag Adele live – Coldplay wirken dagegen wie ein kleines Licht, wenn es denn so kommt, und im Moment spricht wenig dagegen.
München und die Briten, das ist ein gutes Match, wie man so sagt. Prince Charles, mittlerweile auf dem Königsthron, war häufig hier, in der Allianz Arena regiert gegenwärtig Fußballfürst Harry Kane, bayrisch-monarchisch in Rot-Weiß. Die Oktoberfestlust der reise- und trinkfreudigen Engländer ist berüchtigt. Auf der Insel dahoam, in München zu Hause. Und jetzt also Adele auf dem Messegelände im Osten der Stadt. Frei nach einem weiteren Adele-Klassiker: Set Fire to the Riem.
Dass sie sich in München auf Events dieser Größenordnung verstehen, hat sich in den vergangenen Jahren in der Szene herumgesprochen, so ganz überraschend kommt die Wahl des Gastspielortes also nicht. 2022 trat Helene Fischer im Regen von Riem an der Messe vor 130.000 Menschen auf, es war das größte Konzert des Jahres in der Republik. Zu Robbie Williams kamen etwa 100.000, zu Andreas Gabalier 90.000. Im Juni 2023 dann machten Rammstein bei ihren ersten Deutschlandkonzerten seit den Vorwürfen gegen Sänger Till Lindemann an vier Abenden in Folge das Olympiastadion voll.
Im Juni 2024 sollen dort, unmittelbar vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft, übrigens die Hard-Rock-Legenden AC/DC spielen. Offiziell bestätigt ist noch nichts, ausgerechnet Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) verplapperte sich aber in einer Stadtratssitzung, kündigte dort den Auftritt der Australier an. Am selben Abend – man spricht vom 12. Juni – soll Popstar Ed Sheeran vor rund 80.000 Fans auf der Theresienwiese die EM musikalisch eröffnen. Zwei Welt-Acts an einem Tag. München halt. Und, ach ja, Taylor Swift kommt auch, Ende Juli bringt sie das Olympiastadion an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zum Kochen.
Die geplante Adele-Konzertreihe aber toppt alles. Zehn Konzerte mit so vielen Menschen, dazu an ein und demselben Ort, das ist ungewöhnlich, bemerkenswert. Für die Britin ist es aber nur folgerichtig. Adele hat seit November 2022 eine Las-Vegas-Residenz inne, spielt als Exlusiv-Act im Caesar‘s Palace, im Juni 2024 wird ihr mehrmals verlängerter Vertrag dort enden. Adele wird dann 100-mal aufgetreten sein. Die Bühne im Colosseum, dem Theater des Luxushotels, ist ihr Wohnzimmer geworden.
"Diese Shows haben mein Leben verändert", schrieb Adele vor einigen Wochen bei Instagram. "Ich musste mich dringend wieder darin verlieben, live aufzutreten, und das habe ich." 2017 hatte sie, nach fast eineinhalb Jahren auf Tour mit über 120 Shows, ernsthafte Bedenken geäußert, ob sie das jemals wieder auf sich nehme. "Auf Tournee zu sein, ist eine seltsame Sache, es passt nicht besonders gut zu mir", sagte sie. Und: "Ich bin ein echter Stubenhocker." Das schreit nach Wohnzimmer. Nach Caesar‘s Palace. Nach München-Riem.
Ist ja auch geografisch clever gewählt. Schließlich müssen die Fans reisen, nicht Adele, dafür aber an einen Ort, der im europäischen Maßstab als einigermaßen zentral durchgeht. Im nicht fernen Unterfranken befindet sich der errechnete Mittelpunkt der EU, auf einem Acker im bayerischen Gadheim. München ist die nächstgelegene Millionenstadt – passt. Die Italiener sind schnell über den Brenner da, die Österreicher hüpfen einmal über die Grenze, auch für die Adele-Fans aus Tschechien ist die Sache mit einem Tagesausflug erledigt. Und der Rest kommt auch schon irgendwie hin. Franz Josef Strauß, also der Flughafen, kann sich schon mal auf musikalische Auswärtsfahrer vom ganzen Kontinent vorbereiten.
München also, Nabel der Musikwelt für einen Sommer. Und vielleicht können die Kollegen von Coldplay dann auch direkt bei Adele erfragen, wie sich das so anfühlt, mit zehn Auftritten am selben Ort eine Million Menschen zu erreichen: Die Band spielt im August 2024 drei Konzerte im Rahmen der "Music of the Spheres"-Tour im Münchner Olympiastadion. Der August ist aktuell auch der wahrscheinlichste Kandidat im Kalender für Adeles Show-Marathon.