Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, hatte vor wenigen Tagen gesagt, die USA planten zum Beispiel weitere Strafmaßnahmen gegen jene, die an den zunehmenden Rüstungsgeschäften zwischen Russland und dem Iran beteiligt seien. Nach US-Angaben gehört der Iran zu den wichtigsten militärischen Unterstützern Moskaus und versorgt Russland etwa in größerem Umfang mit Angriffsdrohnen.
Russlands Krieg gegen die Ukraine gehört zu den Hauptthemen des Treffens der sieben führenden demokratischen Industrienationen. Der Westen hatte als Reaktion auf den russischen Einmarsch in der Ukraine beispiellose Strafmaßnahmen gegen Russland verhängt, unter anderem weitreichende Handelsbeschränkungen. Im Zentrum der Beratungen in Hiroshima stehe nun die "Durchsetzung der Sanktionen, um sicherzustellen, dass wir Umgehungsnetzwerke ausschalten und Schlupflöcher (...) schließen, damit die Auswirkungen in den kommenden Monaten verstärkt und vergrößert werden", sagte Sullivan. Mit Blick auf vorherige Diskussionen über ein mögliches nahezu komplettes Exportverbot nach Russland sagte Sullivan, er rechne nicht mit einem solchen Exportverbot. Das Hauptaugenmerk liege bei dem G7-Gipfel darauf, bestehende Sanktionen umzusetzen und eine Umgehung der Strafmaßnahmen zu verhindern.
US-Präsident Joe Biden wird sich bei seinem Besuch im japanischen Hiroshima nicht für den amerikanischen Atomwaffeneinsatz in der Stadt im August 1945 entschuldigen. Das stellte Sullivan auf dem Flug nach Japan vorab klar. Der Präsident werde gemeinsam mit den anderen G7-Staats- und Regierungschefs an einer Kranzniederlegung und anderen Gedenkveranstaltungen teilnehmen. "Aber dies ist aus seiner Sicht kein bilateraler Moment", betonte Sullivan. "Er kommt als einer der G7-Staats- und Regierungschefs, um Respekt zu zollen."
Über dem Zentrum Hiroshimas hatte das US-Militär am Morgen des 6. August 1945 eine Atombombe abgeworfen und die Stadt damit weitgehend zerstört. Schätzungsweise 70 000 Bewohner starben sofort, rund 70 000 bis 80 000 in den folgenden Monaten. Eine zweite Bombe hatten die Amerikaner damals drei Tage später auf Nagasaki abgeworfen. Es waren die ersten Atomwaffenangriffe der Kriegsgeschichte und bislang die einzigen.
Biden ist erst der zweite US-Präsident, der Hiroshima besucht - nach Barack Obama im Mai 2016. Bei seinem historischen Besuch damals hatte Obama für eine Welt ohne Atomwaffen geworben und Überlebende der Atom-Katastrophe getroffen. Obama entschuldigte sich dabei nicht für den Bombenabwurf. Auch von Biden war nicht erwartet worden, dass er das tun würde. Viele Amerikaner halten den Atomschlag bis heute für berechtigt, weil dieser ihrer Ansicht nach zur Kapitulation Japans führte und damit den Zweiten Weltkrieg beendete.
Dass die sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) ihren Gipfel in diesem Jahr in Hiroshima abhalten, ist vor dem Hintergrund von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und Moskaus Nukleardrohungen mit großer Symbolik verbunden.
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