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Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine sind nach Ansicht britischer Militärexperten in einem miserablen Zustand und nicht gut auf Herausforderungen vorbereitet. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Bericht zum Krieg in der Ukraine des Verteidigungsministeriums in London am Sonntag hervor. Demnach ist zwar die Zahl der Soldaten und die Organisationsstruktur ähnlich wie zu Beginn des Angriffskriegs, doch die Zusammensetzung unterscheidet sich erheblich.

Die anhaltende Erschöpfung der russischen Streitkräfte, die für Bachmut kämpfen, wird es der Ukraine ermöglichen, "sehr bald" in die östliche Stadt zur Gegenoffensive überzugehen, sagte ein ukrainischer Spitzengeneral am Donnerstag in einem Telegram-Beitrag. "Russen verlieren in Bachmut beträchtliche Streitkräfte und haben keine Energie mehr", sagte Generaloberst Oleksandr Syrskyi, Kommandant der ukrainischen Landstreitkräfte. "Sehr bald werden wir diese Gelegenheit nutzen, wie wir es in der Vergangenheit in der Nähe von Kyin Charkiw, Balakliya und Kupyansk getan haben", sagte er und bezog sich auf Fälle, in denen sich russische Truppen angesichts ukrainischer Gegenoffensiven zurückgezogen haben.

Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, die Zukunft seines Landes werde in der Ostukraine entschieden, wo die Kämpfe "sehr hart" seien. "Die Situation im Osten ist sehr hart und sehr schmerzhaft. Wir müssen die Militärmacht des Feindes zerstören, und das werden wir", sagte er in seiner nächtlichen Ansprache am Montag. "Bilohorivka und Maryinka, Avdiivka und Bachmut, Vuhledar und Kamyanka – und alle anderen Orte, an denen unsere Zukunft entschieden wird. Wo für unsere Zukunft, die Zukunft aller Ukrainer, gekämpft wird." Selenskyj sagte weiter, er sei jedem Soldaten dankbar, der in diesen Kämpfen sein Leben aufs Spiel setzte.

Zum ersten Mal seit acht Monaten stehen die Russen kurz davor, eine ukrainische Stadt einzunehmen, obwohl es sich um eine kleine Stadt handelt, die bereits von mehr als 90 % der Vorkriegsbevölkerung verlassen wurde. Die ukrainische Verteidigung in und um die östliche Stadt Bachmut wird durch eine Kombination aus intensiver Artillerie, Mörserfeuer und Luftangriffen und einem erheblichen Einsatz von Bodentruppen, sowohl russischen Stammgästen als auch Kämpfern der privaten Militärkompanie Wagner, unter Druck gesetzt.

Der Chef der russischen Privatarmee Wagner sagte, dass sie nicht die Munition bekommt, die sie von Moskau braucht, da sie versucht, die Kontrolle über Bachmut zu erlangen. Russische Truppen - von Wagner und regulären russischen Streitkräften - versuchen, die östliche Stadt von der Ukraine zu erobern. Doch Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin klagt über fehlende Munition, es könne sich um "gewöhnliche Bürokratie oder Verrat" handeln. Die Beziehungen zwischen Wagner und Moskau scheinen zunehmend angespannt.

Das russische Militär erleidet nach Angaben aus Kiew bei der Schlacht um die ostukrainische Stadt Bachmut enorm hohe Verluste. "Die Verluste der Russen belaufen sich jeden Tag auf bis zu 500 Gefallene und Verletzte", sagte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow der "Bild am Sonntag". Die russischen Soldaten seien lediglich "Kanonenfutter" in der von Moskau genutzten "Taktik des Fleischwolfs". Unabhängig lassen sich die Angaben zu den Verlustzahlen nicht überprüfen. Allerdings ist die Stadt seit Monaten schwer umkämpft. In dem Raum ist vor allem die Söldnereinheit Wagner aktiv.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat russischen Truppen, die in der besetzten Ukraine dienen, einen seltenen Besuch abgestattet – ein Besuch, bei dem es wahrscheinlich ebenso um Optik wie um den Verlauf der russischen Invasion geht. Ein vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes kurzes Video zeigte Shoigu in einem Hubschrauber und dann kurz mit Kommandanten inmitten einiger schwer beschädigter Gebäude. Es war nicht sofort möglich, das Video zu geolokalisieren. Das Verteidigungsministerium sagte, Shoigu habe "den vorderen Kommandoposten einer der Formationen der Wostok östlichen Streitkräfte in Richtung Süd-Donezk inspiziert".

Die frisch exhumierten Überreste von drei Männern liegen in schwarzen Leichensäcken am Rande des kleinen Friedhofs in einer Stadt unweit der ukrainischen Hauptstadt und warten darauf, in ein Leichenschauhaus gebracht zu werden. Es wurde noch keine identifiziert. Die ukrainischen Behörden graben immer noch Menschen aus, die während der kurzen, aber brutalen Besetzung von Dörfern und Städten in der Nähe von Kiew hastig in provisorischen Gräbern begraben wurden. Fast 200 Leichen bleiben unidentifiziert, während 280 Personen als vermisst gelten. Unter ihnen ist Oleksander Pinchuks Mutter Halyna. Sie haben ihre Leiche nie in den Trümmern ihres Wohnhauses gefunden, das vor einem Jahr von einem Luftangriff direkt getroffen wurde.

Die Ukraine hat einigen Einwohnern befohlen, Kupjansk zu verlassen, da Russland versucht, die Stadt zurückzuerobern aus der sie letztes Jahr durch ukrainische Truppen vertrieben wurde. Die regionalen Behörden von Charkiw sagten, Familien mit Kindern und Menschen "mit eingeschränkter Mobilität" müssten wegen des "ständigen" Beschusses durch russische Streitkräfte abreisen. Russland eroberte die nordöstliche Stadt zu Beginn der groß angelegten Invasion, und die Ukraine eroberte sie im vergangenen September zurück. Unterdessen sagen russische Söldner, dass sie die Schlüsselstadt Bachmut in der Ostukraine "praktisch eingekreist" haben.