Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat überraschend seine Teilnahme an einer Wahl-Sondersendung des US-Senders CBS abgesagt. Ursprünglich war ein Interview für das renommierte Format "60 Minutes" geplant, das seit über 50 Jahren Präsidentschaftskandidaten in den Wahlkampfinterviews vorstellt. Doch das Wahlkampfteam von Trump zog seine Zusage kurz vor der Ausstrahlung zurück. CBS teilte dies auf der Plattform X (ehemals Twitter) mit.
Trumps Sprecher Steven Cheung widersprach dieser Darstellung und erklärte, es habe zwar Gespräche gegeben, jedoch sei nie eine formelle Vereinbarung getroffen worden. Eine der Hauptursachen für die Absage scheint die Forderung des Senders nach einem Live-Faktencheck während des Interviews gewesen zu sein, was Trumps Team als "beispiellos" bezeichnete.
Im Gegensatz zu Trump wird die demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris wie geplant in der Sendung erscheinen. CBS bestätigte, dass ihre Einladung an Trump weiterhin bestehen bleibt, sollte er sich doch noch dazu entscheiden, daran teilzunehmen.
Die Entscheidung, sich aus der CBS-Sendung zurückzuziehen, folgt auf ein hitziges TV-Duell am 10. September, das vom US-Sender ABC organisiert wurde. In dieser Debatte trafen Kamala Harris und Donald Trump direkt aufeinander. Die Diskussion verlief kontrovers, wobei Harris ihren republikanischen Kontrahenten mehrfach in die Enge trieb. Besonders im Bereich der Außenpolitik und der innenpolitischen Herausforderungen stellte Harris kritische Fragen, auf die Trump ausweichend oder ungenau antwortete.
Nach dem Duell forderte Harris ein weiteres Fernsehduell, um bestimmte Themen weiter zu vertiefen. Trump gab jedoch zu verstehen, dass er an keiner weiteren Debatte teilnehmen wolle. Dies verstärkte den Eindruck, dass Trump Schwierigkeiten habe, sich in direkten Auseinandersetzungen zu behaupten – insbesondere, wenn es um detaillierte politische Fragestellungen geht.
Ein weiteres Beispiel für Trumps Wahlkampfstrategie lieferte seine Rede in Milwaukee, Wisconsin, die am Dienstag stattfand. Wie die "Washington Post" berichtete, hinterließ der Auftritt einen verwirrten Eindruck. Obwohl die Veranstaltung ursprünglich dem Thema Bildung gewidmet war, sprach Trump in den ersten 30 Minuten über eine Vielzahl anderer Themen. Der Präsident wechselte abrupt von einem Thema zum nächsten und schien dabei sichtlich erschöpft.
Zu den kontroversesten Aussagen der Rede zählte Trumps Forderung, das Bildungsministerium abzuschaffen. Er begründete dies mit der Notwendigkeit, zu prüfen, ob in den Schulen "Lesen, Rechnen und Schreiben" noch im Mittelpunkt stünden, anstatt "woke" Inhalte zu vermitteln. Diese Aussage zielt auf die in rechten Kreisen verbreitete Kritik an einer angeblichen Überbetonung progressiver Themen wie Diversität und Inklusion in Schulen ab.
Besonders auffällig war Trumps Verwechslung von Ländern und geopolitischen Konflikten. Er nannte beispielsweise den Iran, obwohl er offensichtlich Nordkorea meinte, und verglich den jahrzehntelangen Konflikt zwischen Israel und dem Iran mit "zwei Kindern, die auf dem Schulhof streiten". Auf konkrete Fragen zur Eskalation der Gewalt in der Region antwortete er ausweichend und behauptete lediglich: "Ich könnte diesen Krieg durch einen einzigen Anruf beenden."
Ein weiteres wiederkehrendes Merkmal von Trumps Reden sind die zahlreichen falschen Behauptungen. So wiederholte er in Milwaukee seine bereits mehrfach widerlegte Behauptung, die Biden-Regierung habe 13.000 verurteilte Mörder ins Land gelassen. Zudem warnte er vor einer vermeintlichen Bedrohung durch Migranten aus der Demokratischen Republik Kongo, ohne jedoch konkrete Beweise oder Daten vorzulegen.
Trumps Auftritte in den letzten Wochen haben bei Beobachtern zunehmend den Eindruck hinterlassen, dass er müde und verunsichert wirkt. Laut der "Washington Post" wirkte er während seiner Rede in Milwaukee müde und oft unkonzentriert. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Druck des intensiven Wahlkampfs seine Spuren hinterlässt. Trump selbst kommentierte, dass er in den nächsten 33 Tagen "jeden Tag ausgebucht" sei, was möglicherweise zu einer Überlastung führen könnte.
Die Absage des CBS-Interviews und die chaotische Rede in Wisconsin unterstreichen, dass Donald Trump in einer schwierigen Phase seines Wahlkampfs steckt. Während er bei seiner Basis nach wie vor auf große Unterstützung zählen kann, zeigen seine häufigen Fehler und das Ausweichen auf kritische Fragen, dass er zunehmend Schwierigkeiten hat, sich auf die komplexen Themen des Wahlkampfs zu konzentrieren. Kamala Harris hingegen scheint von dieser Entwicklung zu profitieren, da sie durch ihre präzisen Auftritte und klaren Positionen bei den Wählern punktet. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich die Dynamik des Wahlkampfs bis zur Wahl am 5. November weiterentwickelt.