Eine große Rolle spielten die steigenden Verbraucherpreise, erklärte Elke Neuendorf von der Verbraucherzentrale. "Es ist der Schock im Supermarkt, an der Tankstelle, dann können die Leute ihre Kredite nicht mehr abbezahlen und geraten in Schwierigkeiten." Bis Ende November reichten die Termine bei der Sozialberatung bereits, bei der Insolvenzberatung bis Mitte Oktober. Die betroffenen Verbraucher kommen Neuendorf zufolge aus allen Schichten. "Das kann jeden treffen, nicht nur, wenn das Konsumverhalten ausgeufert ist und jemand zu viel bestellt hat." Eine Trennung oder der Tod eines Partners könnten genauso eine Rolle spielen wie eine Erkrankung.
Neuendorf stellte fest, dass die Menschen oft sehr spät mit den Problemen in die Beratung kämen - die Wartezeiten auf einen Termin seien auch in dieser Hinsicht problematisch. Die Beraterinnen und Berater versuchen beispielsweise, Ratenzahlungen oder Stundungen zu erreichen und begleiten im Zweifelsfall in eine Insolvenz.
Zahlen des Landesverwaltungsamts Sachsen-Anhalt zufolge haben die Insolvenzberatungsstellen in den zurückliegenden Jahren stetig mehr Fälle bearbeitet. 2018 gab es demnach 3176 Beratungsfälle, 2019 über 3700 und nach einer Delle in den Corona-Jahren waren es im vergangenen Jahr 3777 Fälle.
Parallel stellte das Land den Angaben zufolge mehr Geld zur Verfügung: 2018 waren es noch 1,43 Millionen Euro, für 2023 sind bereits knapp 2,39 Millionen Euro bewilligt. Landesweit gibt es laut Landesverwaltungsamt 24 Insolvenzberatungsstellen mit zusammen etwa 27 rechnerischen Vollzeitstellen, im Jahr 2018 waren es noch knapp 36.
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