In Belgorod seien 21 Menschen getötet worden, erklärten die russischen Behörden, darunter drei Kinder. Unter den 111 Verletzten seien 17 Kinder. Videoaufnahmen, deren Echtheit zunächst nicht überprüft werden konnten, zeigten mit Trümmern übersäte Straßen und aus ausgebrannten Autos aufsteigende Rauchwolken im Zentrum von Belgorod.
AFP war es zunächst nicht möglich, die Umstände des Angriffs zu überprüfen - einen der tödlichsten auf russischem Boden seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022. Er erfolgte einen Tag, nachdem in der Ukraine bei einer der schwersten russischen Angriffswellen seit Kriegsbeginn mindestens 40 Menschen getötet worden.
Russischen Angaben zufolge wurden Wilcha-Lenkraketen und Raketen tschechischer Bauart bei dem Angriff auf Belgorod eingesetzt. Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge konnten "die meisten" gegen die Stadt gerichteten Raketen abgefangen werden. Mehrere Raketen sowie Trümmerteile hätten Belgorod jedoch getroffen.
Von ukrainischer Seite lag zunächst keine Stellungnahme zu den Vorwürfen vor.
Der russische Präsident Wladimir Putin sei "über den Angriff der ukrainischen Streitkräfte auf Wohnviertel in Belgorod informiert worden", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Tass.
Das russische Außenministerium, das wiederholt westliche Waffenlieferungen an die Ukraine kritisiert hat, warf den USA und Großbritannien vor, "das Regime in Kiew zu terroristischen Taten anzustiften".
Die russische Stadt Belgorod liegt rund 30 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Auch in der Grenzregion Brjansk wurde ein Kind durch ukrainischen Beschuss getötet, wie der örtliche Gouverneur Alexander Bogomas in Onlinediensten mitteilte.
Sowohl Putin als auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sollten am Sonntag Neujahrsansprachen halten.
Selenskyj schrieb am Samstag in Onlinediensten mit Blick auf die Angriffswelle vom Freitag von einem "Terroranschlag" auf sein Land. Allein in der Hauptstadt Kiew starben nach Angaben der Stadtverwaltung 17 Menschen bei den Angriffen. Am Samstag wurden immer noch Leichen aus den Trümmern geborgen. Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte den 1. Januar zu einem Trauertag.
Bei einer der heftigsten russischen Angriffswellen auf die Ukraine seit Kriegsbeginn wurden am Freitag ukrainischen Angaben zufolge unter anderem Schulen, eine Geburtsklinik, Einkaufszentren und Wohnhäuser getroffen. Die russische Armee erklärte in ihrem täglichen Lagebericht, dass sie im Zeitraum vom 23. bis 29. Dezember "50 Gruppenangriffe und einen massiven Angriff" ausgeführt habe. Dabei seien "alle Ziele" getroffen worden.
Dem ukrainischen Generalstab zufolge setzte Russland 158 Drohnen und Raketen ein. 144 davon seien zerstört worden. Es handele sich um eine "Rekordzahl" von Raketen, sagte Luftwaffen-Sprecher Juri Ignat. Abgesehen von den ersten Kriegstagen im Februar 2022 seien es die bislang "massivsten Angriffe" auf die Ukraine gewesen.
Am Samstag wurden bei russischen Angriffen auf die Ukraine Behördenangaben zufolge drei Menschen in den Regionen Cherson, Saporischschja und Tschernihiw getötet. In Charkiw im Nordosten wurden bei einem Angriff laut Staatsanwaltschaft 26 Menschen verletzt. Unter den Verletzten war demnach auch ein Brite, der als Sicherheitsberater einer Gruppe deutscher Journalisten arbeitete. Getroffen wurde den Angaben zufolge unter anderem ein Hotel, ein Kindergarten, Geschäfte und Restaurants.