15. August 2024 – Kiew/Moskau
Ein Drohnenangriff der ukrainischen Streitkräfte hat mindestens zwei Hangars auf russischen Luftwaffenstützpunkten schwer beschädigt. Dies zeigen Satellitenbilder, die am Mittwoch von Planet Labs PBC aufgenommen und von der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) analysiert wurden. Der Angriff ist Teil einer groß angelegten Offensive, die die Ukraine in der russischen Region Kursk durchführt, wo die Kämpfe in die zweite Woche gehen und die ukrainischen Truppen signifikante Geländegewinne erzielen.
Die Satellitenaufnahmen zeigen deutliche Schäden auf dem Luftwaffenstützpunkt Borisoglebsk. Zwei Hangars wurden getroffen und sind von Trümmern umgeben. Unklar ist, welchem Zweck die Hangars dienten und welche Ausrüstung sich darin befand. Vermutlich wurden auch zwei Kampfflugzeuge auf dem Stützpunkt beschädigt.
Auf einem weiteren Luftwaffenstützpunkt in Savasleika wurde auf dem Vorfeld ein Brandfleck sichtbar, der von einem weiteren ukrainischen Angriff zeugt. Allerdings sind bei den dort stationierten Kampfjets und anderen Flugzeugen keine sichtbaren Schäden erkennbar.
Die Lage in der russischen Region Kursk ist angespannt. Am Donnerstag ordnete der amtierende Gouverneur von Kursk, Alexei Smirnow, die Räumung der Region Gluschkowo an, die rund 45 Kilometer nordwestlich von Sudscha liegt. Diese Anordnung deutet darauf hin, dass die ukrainischen Truppen langsam in das Gebiet vorrücken. Über 120.000 Einwohner der Region Kursk wurden bereits evakuiert.
Ein dramatisches Bild der Evakuierung zeichnete Tatjana Anikejewa, die von ihrer Flucht vor den Kämpfen berichtete. "Wir kamen aus Sudscha geflohen… Der Kanonendonner dauerte ohne Unterbrechung an. Das Haus bebte", erzählte sie dem russischen Staatsfernsehen. Viele Evakuierte drängten sich in Notunterkünften und warteten in langen Schlangen auf Nahrung und Vorräte.
Auch in der Region Belgorod, südöstlich von Kursk, wurde der Ausnahmezustand auf föderaler Ebene ausgerufen. Diese Maßnahme folgt dem regionalen Ausnahmezustand, der am Tag zuvor verhängt wurde. Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, beschrieb die Lage als "extrem schwierig und angespannt". Die Angriffe zerstören Häuser und fordern zivile Opfer, was zu weiterer Unsicherheit und Fluchtbewegungen in der Bevölkerung führt.
Der ukrainische Militärchef General Oleksandr Syrskyi gab bekannt, dass die ukrainischen Streitkräfte bereits 1.000 Quadratkilometer in der Region Kursk eingenommen haben. Diese Behauptung konnte bislang nicht unabhängig verifiziert werden. Sollten sich die Angaben bestätigen, hätte die Ukraine in nur einer Woche fast so viel Land erobert, wie Russland in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024.
Militäranalysten gehen davon aus, dass es sich um den größten Angriff auf russischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg handelt. Die ukrainische Operation könnte Truppen von insgesamt 10.000 Soldaten umfassen, die von Panzern und Artillerie unterstützt werden.
In Moskau wurde die Offensive als "Einfall terroristischer Sabotagegruppen" abgetan, wie der stellvertretende UN-Botschafter Russlands, Dmitri Poljanski, erklärte. Er betonte, dass die ukrainischen Truppen in den Wäldern von Kursk identifiziert und schnell eliminiert würden. Poljanski wies zudem die Behauptungen der Ukraine zurück, dass die Offensive Russland zwingen könnte, Truppen aus der Ostukraine abzuziehen.
Dennoch zeigt sich, dass die Ukraine auf dem Schlachtfeld zwischen Sumy und Kursk momentan am längeren Hebel zu sitzen scheint. Ob diese Offensive einen Wendepunkt im Krieg markieren könnte, bleibt abzuwarten. Die Ukraine macht jedoch deutlich, dass sie entschlossen ist, ihre Ziele zu erreichen und Russland in Bedrängnis zu bringen.
Während die Kämpfe weitergehen, sind Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland in weite Ferne gerückt. Die militärische Lage vor Ort dominiert die Schlagzeilen, und beide Seiten zeigen wenig Bereitschaft, Kompromisse einzugehen. Die kommenden Wochen könnten entscheidend dafür sein, wie sich der Konflikt weiterentwickelt und ob die Ukraine ihre Geländegewinne halten kann.
Insgesamt bleibt die Lage äußerst dynamisch und gefährlich, mit weitreichenden Konsequenzen für die Region und darüber hinaus.