Südafrika hatte Israel Ende 2023 verklagt, weil es in der militärischen Gewalt gegen die Zivilbevölkerung im Gazastreifen einen Verstoß gegen die UN-Völkermordkonvention sieht. Netanjahu sagte dazu: "Die israelische Armee unternimmt alles in ihrer Macht Stehende, um Schaden an Zivilisten zu minimieren, während die Hamas alles in ihrer Macht Stehende tut, um ihn zu maximieren, indem sie palästinensische Zivilisten als menschliche Schutzschilde benutzt."
Die israelische Armee dränge palästinensische Zivilisten durch Warnungen dazu, umkämpfte Zonen zu verlassen, während die Hamas sie mit Waffengewalt daran hindere. "Unser Ziel ist es, die Hamas-Terroristen aus Gaza zu entfernen und unsere Geiseln zu befreien. Wenn dies erreicht ist, kann Gaza entmilitarisiert und entradikalisiert werden." So werde die Möglichkeit "für eine bessere Zukunft für Israel und Palästinenser geschaffen" werden.
Zuvor hatte Israels Kriegskabinett sich zu einer Beratung über die Bemühungen zur Freilassung weiterer Geiseln im Gazastreifen versammelt. Nach unbestätigten israelischen Medienberichten soll Katar einen neuen Vorschlag für einen Deal vorgelegt haben. Darüber solle bei der Sitzung beraten werden, berichteten israelische Medien übereinstimmend.
Laut dem Vorschlag sollten alle Geiseln im Gegenzug für einen vollständigen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen freigelassen werden. Die Führung der islamistischen Hamas solle im Rahmen der Vereinbarung ins Exil gehen.
Israel hatte bisher einen Rückzug der Armee vor einer Zerstörung der Hamas und Freilassung der 136 verbliebenen Geiseln abgelehnt. Auch die Hamas-Führung ist nicht bereit, den Gazastreifen zu verlassen und die Kontrolle des Gebiets aufzugeben. Deshalb gelten die Chancen auf eine Einigung zwischen Israel und der Hamas als gering.
Während einer einwöchigen Feuerpause im November waren 105 Geiseln im Gegenzug für 240 palästinensische Häftlinge freigelassen worden. Der Tausch erfolgte nach Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA. Israelische Medien berichteten, eine israelische Delegation sei nach Kairo gereist.
Der israelische Minister im Kriegskabinett, Benny Gantz, sagte am Mittwoch: "Die dringendste Angelegenheit ist die Rückführung der Geiseln, sie ist wichtiger als alle Elemente des Kampfes."
Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari sagte am Mittwochabend, Truppen hätten in Chan Junis im südlichen Gazastreifen einen Tunnel gefunden, in dem zuvor Geiseln von der Hamas festgehalten worden seien. Die Geiseln hätten sich dort "unter sehr schwierigen Umständen" unter der Erde aufgehalten. Hagari nannte keine weiteren Einzelheiten.