In einer scharfen Kritik gegenüber den Vereinigten Staaten hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die US-Regierung beschuldigt, in den letzten Monaten Waffenlieferungen zurückgehalten zu haben, was zu ernsthaften Spannungen zwischen den beiden engen Verbündeten geführt hat. Die Eskalation der Situation könnte sich als besonders kritisch erweisen, da Israel seine militärische Stärke zur Unterstützung seiner Position gegenüber der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon einsetzen könnte.
Netanjahu, der seit über einem Jahrzehnt im Amt ist, äußerte sich in einem kürzlich veröffentlichten Video, das von Israels staatlichem Rundfunk übertragen wurde. In seinen Bemerkungen beschuldigte er die US-Regierung, "unbegreiflicherweise" die Lieferung von Waffen und Munition an Israel verzögert zu haben. Diese Verzögerung sei seiner Meinung nach inakzeptabel, da sie die Fähigkeit Israels beeinträchtige, sich gegen eine Vielzahl von Bedrohungen zu verteidigen.
"Es ist unbegreiflich, dass die US-Regierung in den vergangenen Monaten Waffen und Munition zurückgehalten hat", sagte Netanjahu in der Videoansprache. Er fügte hinzu, dass er persönlich mit US-Außenminister Antony Blinken gesprochen habe, der versichert habe, dass die US-Regierung Tag und Nacht daran arbeite, diese Engpässe zu beseitigen. "Ich hoffe wirklich, dass dies der Fall ist", sagte Netanjahu.
Antony Blinken, der US-Außenminister, wies die Kritik jedoch entschieden zurück. Er betonte, dass die Vereinigten Staaten sich verpflichtet hätten, sicherzustellen, dass Israel über das verfüge, was es brauche, um sich gegen eine Vielzahl von Bedrohungen zu verteidigen. "Wir halten an dieser Verpflichtung fest", sagte Blinken in Washington auf Nachfrage von Journalisten.
Es gibt Berichte, dass es eine spezielle Lieferung von 2000-Pfund-Bomben gibt, die von der US-Regierung zurückgehalten wurde, weil Bedenken bestehen, dass sie in dicht besiedelten Gebieten, wie Rafah im Süden Gazas, eingesetzt werden könnten. Blinken betonte jedoch, dass dies die einzige zurückgehaltene Lieferung sei und dass alle anderen Waffenlieferungen ihren gewohnten Gang gehen würden.
Die Spannungen zwischen den USA und Israel wurden durch die Verschiebung eines geplanten Treffens hochrangiger Vertreter beider Länder weiter verschärft. Nach Berichten aus Israel hat das Weiße Haus ein für Donnerstag geplantes Treffen mit ranghohen israelischen Vertretern abgesagt. Diese Entscheidung folgte auf die scharfe Kritik von Netanjahu in seinem Video, in dem er die US-Regierung wegen der zurückgehaltenen Waffenlieferung angriff.
Inmitten dieser Spannungen setzt Israel seine militärischen Operationen fort, insbesondere im Konflikt mit der Hisbollah im Libanon. Israels Armee hat ihre Kriegsziele in Rafah, einem Stadtteil im Süden Gazas, nach eigenen Angaben bald erreicht, indem sie die Hälfte der Kampfverbände der Hamas zerschlagen und einen beträchtlichen Teil der Stadt unter "operativer Kontrolle" der israelischen Truppen gebracht hat. Dieser Militäreinsatz war stark umstritten, da sich zu Beginn mehr als eine Million Palästinenser in Rafah aufhielten.
Die Situation bleibt hochexplosiv, da Israel weiterhin Druck auf die Hisbollah ausübt, sich hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzuziehen, wie es eine UN-Resolution von 2006 vorsieht. Die Hisbollah, eine schiitische Miliz, ist bekannt für ihre Schlagkraft und wird von Israel als Bedrohung angesehen.
Unterdessen sind in Israel erneut Massenproteste gegen die Regierung Netanjahu ausgebrochen, bei denen die Demonstranten Neuwahlen fordern. Viele Israelis werfen Netanjahu vor, den Forderungen seiner extremistischen Koalitionspartner nachzugeben und dadurch einen Deal zur Freilassung der von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zu hintertreiben.
Die USA haben in der Vergangenheit Israels stärkster Unterstützer im Nahost-Konflikt, aber die jüngsten Spannungen zwischen den beiden Ländern werfen Fragen über die Zukunft ihrer Beziehung auf. Während die Vereinigten Staaten ihre Unterstützung für Israels Sicherheit betonen, bleibt die Dynamik der Beziehung zwischen den beiden Verbündeten unsicher, da der Konflikt im Nahen Osten weiter eskaliert.
Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Situation mit großer Besorgnis, da die Spannungen in der Region weiter zunehmen könnten.