Wie schon bei vorigen Arbeitskämpfen der GDL ist am Donnerstag und Freitag damit nur rund ein Fünftel der Fernzüge im Einsatz. Im Regionalverkehr kann sich das Angebot je nach Region deutlich unterscheiden. Erst am Samstag solle der Bahnverkehr wieder wie gewohnt laufen, hieß es. Im Güterverkehr hatte der Streik bereits am Mittwochabend begonnen.
Künftige Streiks will GDL-Chef Claus Weselsky im laufenden Tarifkonflikt nur noch kurzfristig ankündigen. Eine 48-stündige Vorwarnung werde es nicht mehr geben, sagte er Anfang der Woche. Für Fahrgäste werden Reisen damit noch weniger planbar als derzeit ohnehin schon. Zudem setzt Weselsky darauf, dass die Bahn bei kurzfristigen Streiks nicht mehr rechtzeitig reagieren und einen Notfahrplan auf die Beine stellen kann. "Damit ist die Eisenbahn kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr", betonte der GDL-Chef. Hinzu kommt: Selbst über Ostern hat die GDL Arbeitskämpfe nicht ausgeschlossen. "Ich äußere mich weder zu Ferien noch zu Feiertagen, ob da Streiks stattfinden oder nicht", sagte Weselsky dazu lediglich.
Für den nun begonnenen Streik gelten indes noch die alten Regeln. Die Bahn hat die Zugbindung für Donnerstag und Freitag aufgehoben. Fahrgäste können ihre Reise also an einem späteren Tag antreten. Welcher Zug fährt und welcher nicht, können sie auf den üblichen Auskunftsplattformen des Konzerns erfahren. Im Güterverkehr soll der Ausstand bis Freitag um 5.00 Uhr andauern, im Personenverkehr bis 13.00 Uhr. Doch der eingeschränkte Fahrplan der Bahn soll den ganzen Freitag über Bestand haben. Erst am Samstag könne der Konzern wieder das vollständige Angebot zur Verfügung stellen, sagte ein Bahnsprecher.
Vier Wochen lang hatten Bahn und GDL zuletzt hinter verschlossenen Türen zusammen gesessen, um einen Kompromiss zu finden. Dabei wurden zwei externe Vermittler hinzugerufen: Der frühere Bundesminister Thomas de Maizière und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (beide CDU) moderierten die Verhandlungen. Knackpunkt der Gespräche ist weiterhin die Kernforderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich.
Die beiden Moderatoren unterbreiteten den beiden Seiten schließlich einen schriftlichen Kompromissvorschlag, der eine Absenkung der Arbeitszeit auf 36 Stunden bis 2028 in zwei Stufen vorsah. Die Bahn stimmte zähneknirschend zu, doch die GDL lehnte weiterhin ab und ließ die Gespräche scheitern. Für Irritationen sorgte in den Tagen danach Claus Weselsky, der den Schlichtervorschlag in einer Pressekonferenz falsch wiedergab. Dieser Schilderung zufolge lagen die Moderatoren mit ihrem Kompromiss deutlich weiter von der GDL-Forderung entfernt, als sie es tatsächlich taten. Weselsky musste sich in den Tagen danach korrigieren. Doch vom Streik und der ablehnenden Haltung rückte er nicht ab.