Der Gesetzentwurf sah auch vor, dass Ukrainer elektronisch zum Militärdienst einberufen werden können. Zu Beginn des Krieges meldeten sich Zehntausende Männer freiwillig zum Kampf, doch fast zwei Jahre später wird es immer schwieriger, sich dem Kampf gegen Russlands Invasion anzuschließen.
Der ursprüngliche Entwurf war dem Parlament kurz nach Weihnachten von Regierungschef Denys Schmyhal vorgelegt worden. Erwartet worden war daraufhin, dass das Gesetz in dieser Woche in erster Lesung verabschiedet würde. In dem Gesetzentwurf war auch vorgesehen, das Einberufungsalter für Männer in die Streitkräfte von 27 auf 25 Jahre zu senken, wodurch die Armee Zugriff auf zwei weitere Jahrgänge bekommen hätte. Zudem sollte der Druck für wehrpflichtige Männer erhöht werden, sich im Wehrregister zu registrieren.
Letzten Monat sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass 450.000 bis 500.000 zusätzliche Soldaten benötigt würden, um die Invasion Russlands zu bekämpfen. Aber einige Klauseln im Gesetzentwurf haben für Empörung gesorgt, etwa die Einschränkung der Rechte von Wehrdienstverweigerern, Eigentum zu besitzen und persönliches Geld frei zu verwenden.
Im Dezember wurde den im Ausland lebenden Ukrainern mitgeteilt, dass sie aufgefordert werden könnten, sich zum Militärdienst zu melden. Verteidigungsminister Rustem Umerov bezeichnete dies als eine Einladung und das Ministerium stellte später klar, dass dies keine Sanktionen gegen diejenigen bedeute, die sich weigerten, zurückzukehren. Selenskyj sagte, die Erhöhung der Truppenstärke sei eine "heikle" und kostspielige Angelegenheit.
Die Ukraine wehrt seit knapp zwei Jahren eine großangelegte russische Invasion ab. Seitdem gilt eine allgemeine Mobilmachung. Männern im Alter zwischen 18 und 60 Jahren wird eine Ausreise nur in Ausnahmefällen erlaubt. Zehntausende Wehrpflichtige sind seitdem illegal über die "grüne Grenze" oder mit gefälschten Dokumenten aus dem Kriegsland geflohen. Angesichts der anhaltenden Kämpfe und der Verluste hat die ukrainische Armee einen Mobilisierungsbedarf von einer halben Million Soldaten angemeldet, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj kürzlich bekannt gab.