Derzeit sind rund 40 Bundeswehrkräfte in der südlibanesischen Stadt Naqoura stationiert. Laut Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Geltow bei Potsdam meldete das deutsche Ersatzkontingent um 15.10 Uhr mitteleuropäischer Zeit mehrere Raketenabschüsse aus dem Libanon in Richtung Israel – der Raketenabwehrschirm Iron Dome sei demnach aktiviert worden. Eine der mutmaßlich von der Hisbollah abgeschossenen Raketen sei im Hauptquartier der UN-Blauhelme in Naqoura eingeschlagen. Verletzte habe es nicht gegeben, hieß es. Alle deutschen Soldaten hätten sich bei dem Zwischenfall in Schutzräumen befunden. Nach knapp drei Stunden sei der Alarm wieder aufgehoben worden.
Die Bundeswehr beteiligt sich momentan mit insgesamt rund 170 Soldatinnen und Soldaten an der Blauhelmmission Unifil; sie sind an mehreren Standorten im östlichen Mittelmeer stationiert. Die Mission existiert seit 1978, sie soll den Frieden zwischen Israel und dem Libanon sichern. Die Bundeswehr nimmt seit 2006 an dem maritimen Zweig der Mission teil.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, solche Zwischenfälle habe es unabhängig vom letzten Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel schon öfter gegeben. Dies ändere aber nichts daran, dass der Unifil-Einsatz Sinn mache und fortgesetzt werde. Der Sprecher schloss zugleich nicht aus, dass der Einsatz bei einer weiteren Eskalation der Lage auf den Prüfstand gestellt werde.
Die wie die Hamas mit dem Iran verbündete Hisbollah verfügt nach Einschätzung von Experten über bis zu 150.000 Raketen, von denen 5000 angeblich bis nach Tel Aviv reichen. Israel fürchtet einen Angriff von dort, weil dann ein Zwei-Fronten-Krieg entstünde – womöglich erweitert um Auseinandersetzungen im Westjordanland und mit den israelischen Arabern.
Kurz nach Beginn des Konflikts hatte die Regierung militärische Konsequenzen für Deutschland ausgeschlossen. Später wurde bekannt, dass Deutschland Israel zwei bewaffnete Drohnen zur Verfügung stellt und Israel um deutsche Munition für Kriegsschiffe gebeten hat. Abgesehen davon, dass die Bundeswehr mit vier Flügen des Militärtransporters Typ A400M half, deutsche Staatsbürger außer Landes zu bringen, schloss der Ministeriumssprecher am Montag bei einer Zuspitzung der Lage auch eine militärische Evakuierung nicht aus. Sie würde bedeuten, dass im Notfall Waffengewalt zum Einsatz kommen könnte. Dies bedürfte allerdings einer Zustimmung des Bundestages.
Bisher haben nach Angaben des Auswärtigen Amtes weniger Deutsche das Land verlassen, als es mit den bereitgestellten Maschinen der Lufthansa und der Bundeswehr hätten verlassen können. Viele, die anfangs ihr Interesse bekundet hatten, haben es sich später augenscheinlich anders überlegt.