"Wie auch vor der Pandemie werden die Krankenhäuser und Intensivstationen unter erheblichen, zum Teil extremen Druck durch schwere Verläufe bei Erkältungskrankheiten und deren Auswirkungen in diesem Winter kommen", warnte Stöhr. Bisher sind es vor allem Infektionen mit dem Coronavirus, die sich in den Kliniken bemerkbar machen. In der 46. Kalenderwoche erhielten nach Angaben des RKI insgesamt 24 Prozent aller neu im Krankenhaus aufgenommen Fälle einer schweren akuten respiratorischen Infektion eine Covid-19-Diagnose. Jedoch ist die Zahl der Fälle in den vergangenen Wochen schrittweise gesunken.
Virologe Stöhr geht davon aus, dass sich das Coronavirus im fortschreitenden Winter weiterhin nur "verhältnismäßig" an den schweren Atemwegsinfekten beteiligen wird. Infektionen wird es jedoch weiterhin geben. "Der Immunstatus der Bevölkerung gegen Sars-CoV-2 ist sicherlich noch nicht komplett vergleichbar mit dem schon länger zirkulierender endemischer Viren", sagte er. "Da gibt es sicherlich noch ‚Nachhol-Infektionen‘, weil noch nicht alle Personen sich so oft infiziert haben."
Dass sich neben Corona noch weitere Krankheitserreger vermehrt verbreiten, sei den Corona-Schutzmaßnahmen geschuldet. Sie hatten in den vergangenen Jahren nicht nur Infektionen mit Sars-CoV-2, sondern auch anderen Viren verhindert. Entsprechend sei nun auch da mit Nachholeffekten zu rechnen, so Stöhr.
Corona verbreitet sich bekanntermaßen besser in der kälteren Jahreszeit – und in speziell diesem Herbst und Winter noch stärker im Verborgenen. Wie viele Menschen sich deutschlandweit konkret anstecken, ist schwer zu sagen. Der RKI-Bericht erfasst nur einen Bruchteil der tatsächlichen Fallzahlen. Nämlich diejenigen, bei denen sich Erkrankte die Infektion in der hausärztlichen Praxis oder im Krankenhaus per Labortest bestätigen haben lassen. Im Vergleich zu den Vorjahren testen sich nur noch wenige Menschen. Die Dunkelziffer ist also hoch.
Ein Trend lässt sich aus den Meldedaten trotzdem ablesen: Corona ist mal stärker, mal weniger stark unterwegs. Seit August 2023 stecken sich wieder kontinuierlich mehr Menschen an. Abwasseruntersuchungen zeichnen ein ähnliches Bild: Abwasserproben von 81 Standorten in Deutschland zeigen seit Ende Juni einen "steigenden Trend" in der Viruslast. Das vermerkt der RKI-Bericht.
Die Krankheitszeichen einer Corona-Infektion sind nicht klar von denen anderer Erkältungskrankheiten zu unterscheiden. Die Krankheitsverläufe sind häufig unspezifisch, vielfältig und variieren stark. Aber egal welche Sublinie oder Variante einen erwischt – die Symptome ähneln sich. Häufige erste Anzeichen von Covid-19 sind:
-Husten
-Halsschmerzen und Heiserkeit
-Schnupfen
-Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns
-Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Gliederschmerzen
Weitere Krankheitszeichen können beispielsweise Atemnot, allgemeine Schwäche, Lymphknotenschwellung, Hautausschlag, Bindehautentzündung oder auch Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall sein.
Der Virologe machte allerdings deutlich: Selbst wenn dieser Winter so werde wie 2017/18, als eine außergewöhnlich starke Grippewelle schätzungsweise 25.000 Menschen in Deutschland das Leben kostete, brauche es keine staatlichen Maßnahmen zum Schutz des Allgemeinwohls mehr. Bisher zeichnet sich dieses Worst-Case-Szenario zum Glück nicht ab, die Grippesaison hat noch nicht einmal begonnen.
Vor Infektionen schützen könnten sich die Menschen jedoch weiterhin – und zwar mit Schutzmasken. "Wer Maske tragen möchte, kann das tun: Menschen mit einer Immunschwäche werden sich das sicherlich genau überlegen", sagte er. Wichtig ist vor allem, dass die Maske richtig sitzt. Tut sie das nicht, sei die Schutzwirkung nicht gegeben.