"Alsu ist eine hochgeschätzte Kollegin, hingebungsvolle Ehefrau und hingebungsvolle Mutter von zwei Kindern", sagte Jeffrey Gedmin, amtierender Präsident von RFE/RL. Sie "muss freigelassen werden, damit sie sofort zu ihrer Familie zurückkehren kann", fügte er hinzu. Sie ist die zweite US-Journalistin, die in den letzten Monaten von Russland festgehalten wurde. Evan Gershkovich, ein Reporter des Wall Street Journal, ist seit März wegen Spionage inhaftiert.
Kurmasheva, die normalerweise in Prag lebt, sei am 20. Mai wegen eines familiären Notfalls nach Russland eingereist, teilte das CPJ mit. Laut RFE/RFL wurde sie am 2. Juni vor ihrem Rückflug vorübergehend am Flughafen Kasan festgehalten, wo sowohl ihr US-amerikanischer als auch ihr russischer Reisepass beschlagnahmt wurden und ihr eine Geldstrafe auferlegt wurde, weil sie ihren amerikanischen Reisepass nicht bei den russischen Behörden registriert hatte.
Kurmasheva hat über die Not der ethnischen Minderheiten in Tatarstan und Baschkortostan berichtet, sagte RFE/RFL, insbesondere über die Bemühungen, die tatarische Sprache zu bewahren, obwohl die russischen Behörden "in den letzten Jahren zunehmenden Druck auf die Tataren ausgeübt haben". Sie wartete auf die Rückgabe ihrer Pässe, als die neue Anklage bekannt gegeben wurde, sagte das CPJ und fügte hinzu, dass ihr im Falle eines Schuldspruchs bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen. Die Organisation sagte, sie sei "zutiefst besorgt" über die Vorwürfe.
Die russischen Behörden müssen "sie sofort freilassen und alle Anklagen gegen sie fallen lassen", sagte Gulnoza Said, CPJ-Programmkoordinatorin für Europa und Zentralasien. "Journalismus ist kein Verbrechen und Kurmashevas Inhaftierung ist ein weiterer Beweis dafür, dass Russland entschlossen ist, unabhängige Berichterstattung zu unterdrücken. Alsu wurde nur deshalb festgenommen, weil sie eine Angestellte von Radio Liberty ist. Tatsächlich riskiert jetzt jeder unabhängige Journalist in Russland das Gleiche", zitierte CPJ einen Kollegen von Kurmasheva, der aus Angst vor Repressalien anonym bleiben wollte.
Kurmashevas Verhaftung erfolgt sieben Monate nach der Inhaftierung von Gershkovich, der als erster westlicher Reporter seit der Sowjetzeit in Russland wegen Spionagevorwürfen inhaftiert wurde. Der 31-jährige Korrespondent des Wall Street Journal Moskau, sein Arbeitgeber und die US-Regierung haben die Spionagevorwürfe zurückgewiesen. Russland hat keine öffentlichen Beweise für die gegen Gershkovitch erhobenen Vorwürfe vorgelegt. Ein Moskauer Gericht lehnte Anfang des Monats seine Berufung gegen seine Inhaftierung ab und ordnete seine Haft bis Ende November an.
Der US-Amerikaner, der zuvor für AFP arbeitete, berichtete auch nach Beginn der Ukraine-Offensive des Kremls weiterhin aus Russland, obwohl viele westliche Journalisten das Land verließen. Er wurde im berüchtigten Lefortowo-Gefängnis in Moskau festgehalten.
