In dem von 1983 bis 1984 gebauten Bunker sollte der Legende nach Heinz Hoffmann, General und oberster Militärchef der DDR, mitsamt Gefolge vor einem Atomkrieg in Sicherheit gebracht werden. "Das hat mir ein Mann erzählt, der damals hier arbeitete", sagt Fuhrmann. Gut geschützt wäre der General, der ein Jahr nach Fertigstellung der Anlage starb, hier auf jeden Fall gewesen.
Eine steinerne Treppe, verborgen in einer unscheinbaren Wellblechhütte, führt die Besucher hinab in den Atombunker, bis zu einer blauen, mächtigen Eingangstür. Ungefähr so stellt man sich den Zugang von Fort Knox oder eines Atomraketen-Silos vor. Ein Schleusengang aus fünf hintereinander gebauten Stahltüren sollte im Ernstfall dafür sorgen, dass tödliche Strahlen draußen bleiben. Die äußerste Tür ist mit Blei ausgegossen und soll zehn Tonnen wiegen. Sie steht weit offen. Heinz Fuhrmann hat zusätzlich noch eine normale Haustür eingebaut, die er mit einer normalen Chipkarte aufschließt.
Dahinter beginnt so etwas wie ein sparsam ausgestattetes DDR-Technikmuseum. Auf dem Betonboden liegt überall brauner Linoleumboden, wie er auch in Neubauwohnungen Standard war, die weiß gestrichenen Wände wirken sauber. Bei Stromausfall hätten sich die maximal 35 militärischen Bewohner an Markierungen aus Phosphorfarbe orientiert, die im Dunkeln grün leuchten. Bunkerbesitzer Fuhrmann schaltet das Licht aus, sofort sieht es aus wie in einem Club für elektronische Tanzmusik.
Die Luft riecht weder abgestanden noch gammelig. Dafür sorgen zwei raumfüllende Filter-Batterien. Zwei blau lackierte beinahe kleinwagengroße Generatoren könnten für mehrere Wochen Strom liefern, wenn der riesige Dieseltank nach der Wende nicht zugeschüttet worden wäre. Das Trinkwasser wird tief aus dem Boden gepumpt und gefiltert. Inzwischen ist der Bunker ans Strom- und Wassernetz angeschlossen. Die meisten Anlagen sind erstaunlich gut erhalten. Bis auf einen stark mitgenommenen Fernschreibertisch in einer Ecke des großen ansonsten leer geräumten Hauptraums. Bei einem Atomkrieg hätten hier wohl nervöse Militärs auf Nachrichten aus der zerstörten Welt über ihnen gewartet.
Ein Teil der Räume wird für die Technik des Fernsehturms genutzt, der über dem Bunker steht. Server-Schränke von Mobilfunkfirmen, die von hier aus ihre Signale senden, blinken in dunklen Betonräumen vor sich hin. Der Turm ist nicht Teil der Verkaufsmasse, sondern gehört der Deutschen Funkturm-Gesellschaft. Außerdem gibt es noch einen Mietvertrag mit der Telekom – für weitere Räume im Bunker und ein oberirdisches Bürogebäude. Dieser Vertrag endet zum Jahreswechsel. Die Telekom betrieb hier einen Telefon-Knotenpunkt. Zeitzeugen berichteten Fuhrmann von einer Stasi-Abhörzentrale, die es früher in dem streng abgeschirmten Bürogebäude gegeben haben soll.
Warum will der Besitzer den Bunker loswerden? Er bekomme als Selbstständiger keine Rente, erzählt Fuhrmann, der unter anderem in der Automobil- und in der Baubranche arbeitete. Statt eines Verkaufs könne er sich auch eine Art Mietkauf vorstellen, mit einer monatlichen Leibrente.
Seine ursprünglichen Pläne für den Bunker hat er aufgegeben. Dafür fehle ihm mittlerweile die Kraft. Fuhrmann plante, insgesamt 100 Plätze im Bunker an zahlungskräftige Menschen aus der Prepperszene zu vermieten, die einen nahen Weltuntergang erwartet und sich intensiv darauf vorbereitet. Für eine Jahresgebühr von 5000 Euro pro Person hätte Fuhrmann ihnen einen Platz im Bunker gesichert – für den Fall, dass Atomraketen vom Himmel fallen.
In einigen Räumen stapelte der gebürtige Süddeutsche bereits Matratzen und Feldbetten. Dass aus dem Projekt bisher nichts wurde, liege auch an den Behörden. Die hätten alle seine Anträge erst monatelang liegengelassen und dann abgelehnt. "In Bayern hätte das höchstens zwei Wochen gedauert", sagt der 63-Jährige. Nun hofft er auf einen Gewinn durch den Weiterverkauf. Er zahlte selbst weniger als die jetzt geforderte eine Million Euro, den genauen Betrag will er nicht öffentlich nennen. Es gebe Interessenten für den Bunker, zum Beispiel eine Firma aus der Kampfmittelbranche. Richtig atomsicher ist der Bunker allerdings nicht mehr: Die Telekom hat für ihre Kabel Löcher in den Betonmantel gebohrt.