In weiten Teilen Mitteleuropas spitzt sich die Hochwasserlage zu. Besonders betroffen sind Deutschland, Polen, Österreich und Tschechien. In Sachsen und Bayern sorgen steigende Flusspegel für Sorgen, während in den Nachbarländern zahlreiche Regionen noch immer unter Wasser stehen. Katastrophenschutzbehörden und freiwillige Helfer arbeiten unermüdlich daran, die Auswirkungen der Fluten zu mildern und Schäden zu begrenzen.
Die Pegelstände der Elbe in Dresden und Schöna (Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) steigen weiter langsam an. In Dresden wurde am Mittwochmorgen ein Wasserstand von 5,98 Metern gemessen, knapp unterhalb der Alarmstufe 3. Die dritte Alarmstufe tritt bei einem Pegel von 6,00 Metern in Kraft. Diese Warnstufe bedeutet für die Anwohner, dass bebaute Flächen, Straßen und Schienenwege überschwemmt werden könnten.
Besonders kritisch ist die Situation in Schöna, wo der Pegelstand bereits 6,54 Meter erreicht hat, was über der Marke für Alarmstufe 3 liegt. Der Wasserstand soll im Laufe des Tages weiter steigen, bevor er in der Nacht auf Donnerstag leicht sinkt. Entwarnung gibt es jedoch noch nicht. Die höchste Alarmstufe 4, die bei einem Pegel von 7 Metern ausgelöst würde, wird laut Prognosen voraussichtlich nicht erreicht.
Auch in Bayern bleibt die Lage angespannt, insbesondere entlang der Isar. In Landshut wurde der Richtwert für Warnstufe 3 überschritten, was bedeutet, dass einzelne Grundstücke und Keller überflutet werden könnten. Der aktuelle Pegelstand liegt bei 3,19 Metern, und laut Hochwassernachrichtendienst Bayern wird der Höchststand bald erreicht. Die höchste Meldestufe 4 wird bei 3,80 Metern erwartet, doch die Prognosen deuten darauf hin, dass diese Marke nicht überschritten wird.
In anderen Teilen Bayerns entspannt sich die Lage leicht. Die Wasserstände der Sempt im Landkreis Erding sowie der Donau in Passau sind wieder unter die Warnstufe 3 gesunken. Dennoch bleibt die Hochwasserwarnung vorerst bestehen.
Während die Lage in Deutschland noch kontrolliert werden kann, kämpfen Einsatzkräfte in Polen, Tschechien und Österreich weiterhin gegen die verheerenden Folgen des Hochwassers. Besonders stark betroffen sind Teile Polens, wo Städte und Dörfer überschwemmt sind. In Schlesien und Niederschlesien, nahe der tschechischen Grenze, arbeiten Tausende Freiwillige daran, gebrochene Deiche zu reparieren und Sandsäcke zu verteilen, um weitere Schäden zu verhindern.
Der polnische Premierminister Donald Tusk hat einen Nothilfefonds in Höhe von 200 Millionen Euro angekündigt, um die Opfer der Überschwemmungen zu unterstützen. Auch die EU wird um Hilfsgelder gebeten. In der Tschechischen Republik, wo die Armee bei der Bewältigung der Krise unterstützt, werden weiterhin mehrere Menschen vermisst. Tausende wurden evakuiert und ganze Ortschaften sind von der Außenwelt abgeschnitten. In Österreich wurden über 1.800 Gebäude evakuiert, zahlreiche Straßen sind gesperrt, und Stromausfälle erschweren die Rettungsarbeiten.
Der verheerende Dauerregen der letzten Tage, der von Sturm Boris ausgelöst wurde, hat in einigen Regionen bis zu fünfmal so viel Niederschlag gebracht wie normalerweise im gesamten September. Experten weisen darauf hin, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel zu häufigeren und intensiveren Regenfällen führt. Wärmere Luft kann mehr Wasserdampf speichern, was das Risiko von Starkregenereignissen erhöht. Fehlende oder veraltete Hochwasserschutzmaßnahmen sowie eine ungünstige Landnutzung verschärfen die Situation zusätzlich.
In Deutschland und den betroffenen Nachbarländern steht der Hochwasserschutz seit Jahren auf der politischen Agenda. Sachsen hat nach den verheerenden Fluten von 2002 und 2013 Milliarden in den Hochwasserschutz investiert. Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) betonte jedoch, dass es trotz der derzeit niedrigeren Pegelstände keine Entwarnung gibt. Besonders im Zusammenhang mit den drohenden Überschwemmungen an der Oder in Brandenburg sind die Behörden in Alarmbereitschaft.
Auch der bevorstehende Landtagswahlkampf in Brandenburg wird durch die Flut beeinflusst. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erklärte, dass die Vorbereitungen auf eine mögliche Wasserwalze entlang der Oder intensiviert werden. AfD-Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt hingegen stellte den Einfluss des Klimawandels infrage und forderte pragmatischere Maßnahmen wie die Sanierung der Deiche.
Die Hochwassersituation in Mitteleuropa bleibt angespannt, auch wenn in einigen Regionen die Wasserstände langsam sinken. Die Auswirkungen des Klimawandels, der intensive Regenfälle und Extremwetterereignisse begünstigt, werden immer deutlicher. Die betroffenen Länder stehen vor enormen Herausforderungen in der Schadensbewältigung und dem Wiederaufbau. Zugleich wird der Ruf nach verstärkten Hochwasserschutzmaßnahmen lauter, um künftige Katastrophen dieser Art besser bewältigen zu können.