Die NR Holding des Nürburgrings um den russischen Pharmaunternehmer Charitonin und die Mainzer Immobilien-Firmengruppe Richter haben bereits beide unabhängig voneinander jeweils einen Kaufvertrag für den Airport Hahn unterschrieben. Beide haben auch schon den Kaufpreis überwiesen. Allerdings hat die NR Holding als Besitzgesellschaft der Eifelrennstrecke rund 20 Millionen Euro mehr gezahlt.
Damit könnte sie den Zuschlag bekommen, falls nicht das Bundeswirtschaftsministerium dies nach dem Außenwirtschaftsgesetz verweigert vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Der einst ebenfalls insolvente Nürburgring hat sich nach Charitonins Einstieg 2014 wieder wirtschaftlich stabilisiert. Beim Flughafen Hahn hat ursprünglich die Frankfurter Swift Conjoy GmbH das Rennen mit einem Höchstangebot gemacht - aber nie gezahlt. Plathner sprach nach der besonderen Gläubigerversammlung von vier Hahn-Schwestergesellschaften ohne die Nennung eines Firmennamen von einer ärgerlichen Hängepartie. Swift Conjoy ist nun definitiv aus dem Spiel.
Der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Kirchberg, Wolfgang Wagner (CDU), betonte, dass alle vier gegenwärtigen Kaufinteressenten den Flugbetrieb am Airport Hahn erhalten und diesen nicht etwa in ein reines Gewerbegebiet verwandeln wollten. "Nur über Fracht und Passage" mache ein Flughafen Geschäft und sichere seine Jobs. Die beiden weiteren Kaufinteressenten haben laut Wagner noch kein Preisangebot gemacht. Sie hätten beide im Umkreis einer Autostunde um den Flughafen Hahn ihren Firmensitz. Beide hatten sich laut Plathner bereits am ursprünglichen Bieterverfahren beteiligt.
Einst ist das Land Hessen mit einem Minderheitsanteil am einzigen größeren Airport in Rheinland-Pfalz eingestiegen. Dieser ist bereits seit Herbst 2021 insolvent. Nach Hessens Finanzministerium wandte sich am Dienstag auch dessen Ressortchef gegen einen Verkauf des Flughafens an Charitonin. "Im Moment sollte und kann man keine Geschäfte mit russischen Oligarchen machen", sagte Finanzminister Michael Boddenberg dem Radiosender HR Info. Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin ergänzte er: "Es ist ganz sicher so, dass jemand, der dort zum Milliardär wird, jemand ist, der von Putins Gnaden seine Geschäfte führt. Und so jemand darf kein Objekt in Deutschland oder Europa kaufen."
Der CDU-Politiker wandte sich gegen einen Verkauf um jeden Preis. "Wir können das nicht verhindern, aber ich habe gestern dem Bundeswirtschaftsminister und dem Kanzleramtsminister einen Brief geschrieben, mit der herzlichen Bitte und Aufforderung, alle möglichen Wege zu prüfen, wie man diesen Verkauf verhindern kann."
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