Am zweiten Tag eines großangelegten Militäreinsatzes im Westjordanland hat die israelische Armee eigenen Angaben zufolge fünf palästinensische Kämpfer getötet. Laut Militärangaben kam es zu einem Feuergefecht, bei dem die israelischen Streitkräfte fünf "Terroristen" ausschalteten, die sich in einer Moschee im Flüchtlingslager in der Stadt Tulkarem versteckt hatten. Bereits am Mittwoch hatte die israelische Armee bei gleichzeitigen Razzien in den Städten Tulkarem, Dschenin und Tubas neun Kämpfer getötet.
Das palästinensische Gesundheitsministerium meldete seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes insgesamt zwölf Todesopfer. Augenzeugen und Journalisten berichten, dass sich die Operationen am Donnerstag vor allem auf die Städte Dschenin und Tulkarem konzentrierten, während sich die israelischen Streitkräfte aus dem Lager al-Faraa in Tubas zurückzogen.
Laut der israelischen Armee ist der Einsatz eine Reaktion auf "einen deutlichen Anstieg terroristischer Aktivitäten im vergangenen Jahr", darunter mehr als 150 Schießereien und Sprengstoffanschläge. Die Spannungen im Westjordanland hatten sich verschärft, seit der Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen begonnen hat.
Unter den Toten soll sich auch Mohammed Jaber, bekannt als Abu Shujaa, ein lokaler Kommandeur der militanten Gruppe Islamischer Dschihad, befinden. Dieser wurde zusammen mit vier weiteren Kämpfern während eines Schusswechsels mit israelischen Streitkräften getötet. Die palästinensische Seite hat den Tod Jabers bisher nicht bestätigt.
In Reaktion auf die Eskalation im Westjordanland hat der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell vorgeschlagen, israelische Minister wegen Hetze und Anstiftung zu Kriegsverbrechen zu sanktionieren. Konkret erwähnte er die Minister Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich, die dem rechtsextremen Flügel der Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu angehören. Ben-Gvir sorgte zuletzt durch einen Besuch der Al-Aqsa-Moschee für internationale Kritik, während Smotrich durch seine Äußerungen und Maßnahmen zur Förderung illegaler Siedlungen im Westjordanland in den Fokus geriet.
Borrell erklärte, dass Sanktionen auf der Agenda der EU stehen müssten, auch gegen andere israelische Minister, die Gewalt im Westjordanland gefördert oder ermöglicht hätten.
Die Situation bleibt angespannt, und weitere Entwicklungen sind zu erwarten, während die internationale Gemeinschaft zu einem Ende der Gewalt aufruft.