Erdogan hatte die Rückkehr zu dem Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer gefordert. Die Türkei betont immer wieder, dass das Abkommen wichtig für die Versorgung der Welt mit Lebensmitteln sei. Putin hatte für eine Rückkehr zu dem im vorigen Jahr unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen ausgehandelten Abkommen gefordert, die Sanktionen zu lockern.
Es war das erste Treffen der beiden Staatschefs seit Erdogans Wiederwahl im Mai. Der türkische Präsident setzt sich als Vermittler im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ein und unterhält zu beiden Konfliktparteien enge Kontakte. Das Nato-Mitglied Türkei beteiligt sich nicht an den Sanktionen des Westens gegen Russland.
Russland hatte das Getreideabkommen im Juli auslaufen lassen. Die Sicherheitsgarantien für den Schiffsverkehr mit ukrainischen Häfen wurden aufgehoben. Das führte zu einer neuen Seeblockade. Vorher hatte das Agrarland Ukraine trotz der russischen Invasion seit Sommer 2022 auf dem Seeweg etwa 33 Millionen Tonnen Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte ausgeführt. Das vom Krieg gezeichnete Land ist dringend auf die Einnahmen aus dem Export angewiesen.
Außenministerin Annalena Baerbock hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen der Blockade des Getreideabkommens mit der Ukraine und der Angriffe auf Hafen-Infrastruktur im Donaugebiet scharf kritisiert. "Putins Spiel mit dem Getreideabkommen ist zynisch", sagte die Grünen-Politikerin am Montag nach einem Treffen mit der rumänischen Außenministerin Luminita Odobescu in Berlin. Zugleich nannte Baerbock die Bemühungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, das Abkommen bei einem aktuellen Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Sotschi am Schwarzen Meer "wieder auf Kurs zu bringen", wichtig.
"Es scheitert nur an Putin, dass die Frachter nicht wieder freie Fahrt haben", sagte Baerbock. "Russland verschärft den globalen Hunger." Die Arbeit an Alternativrouten gehe dennoch weiter - "jetzt erst recht". Die europäischen Solidaritätskorridore für die Getreideausfuhr über Schiene, Schiff und Straße seien "schon jetzt Lebensadern für die weltweite Getreideversorgung". Sie danke Rumänien, dass es die Exportkapazität für ukrainisches Getreide bis Ende des Jahres auf vier Millionen Tonnen pro Monat verdoppeln wolle.
Russland richte die Kanonen seiner Kriegsschiffe im Schwarzen Meer auf Getreide, Transporte und bombardiere Umschlagplätze - "manchmal so nah an der rumänischen Grenze, dass in Euren Dörfern die Fenster splittern", sagte Baerbock. Die Häfen an der Donau seien zu enorm wichtigen Drehkreuzen für Millionen Tonnen Getreide geworden. "Russland will diese mit Drohnen und Bomben vom Erdboden tilgen."
Odobescu verurteilte die Angriffe in der Donauregion als Bruch des Völkerrechts. Die Drohnenangriffe stellten jedoch keine direkte Bedrohung der rumänischen Gebiete oder Gewässer dar. Allerdings gebe es das Risiko, dass es Zwischenfälle und Unfälle gebe. Berichte über einen aktuellen Vorfall könne sie aber nicht bestätigen. Russland hat mehrfach die Schwarzmeer- und die Donauhäfen in der Region Odessa beschossen. Die Ukraine warf Russland Terror vor mit dem Ziel, den für die Welternährung wichtigen Transport von Getreide verhindern zu wollen.
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