Weiter schrieb Prigoschin in dem am Freitag veröffentlichten Text: "Die ideale Variante wäre, das Ende der militärischen Spezial-Operation zu verkünden und zu erklären, dass Russland alle seine geplanten Ziele erreicht hat - und in gewisser Hinsicht haben wir sie ja auch wirklich erreicht." Und: "Für Russland besteht immer das Risiko, dass die Situation an der Front sich nach dem Beginn der ukrainischen Gegenoffensive verschlechtern kann." Experten rechnen in den kommenden Wochen mit einer ukrainischen Offensive.
Die einzige Möglichkeit sei es derzeit, sich in den besetzten Gebieten "festzubeißen", meinte Prigoschin. Das würde allerdings einen Rückzug von den eigentlichen Kriegszielen des Kremls bedeuten. Diese sehen nämlich unter anderem die vollständige Eroberung der vier ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson vor, die Russland im vergangenen Jahr völkerrechtswidrig annektiert hat. Zugleich aber sprach sich Prigoschin, dessen Söldner derzeit vor allem um die ostukrainische Stadt Bachmut kämpfen, gegen jegliche Verhandlungen aus, die ein Abtreten von Russland besetzter Gebiete an die Ukraine vorsehen würden. Entgegen seiner vorherigen Worte schrieb er außerdem, dass die Kämpfe weitergehen müssten - und drohte der ukrainischen Armee: "Wir sehen uns in Bachmut." Später ließ er über seinen Pressedienst erste Medienberichte kommentieren, die seine angebliche Forderung nach einem Kriegsende thematisierten. Die Hauptaussage seines Artikels sei gewesen, dass es einen "ehrlichen Kampf" geben müsse, stellte er klar.
Ein russischer Kommandeur, der während dem Ukraine-Krieg entlassen wurde, ist höchstwahrscheinlich wieder in eine wichtige Rolle dort zurückgekehrt, was auf intensive interne Spannungen über Russlands militärische Herangehensweise an den Krieg hindeutet, sagt das britische Verteidigungsministerium. Das neueste Geheimdienst-Update des Ministeriums – veröffentlicht auf Twitter – besagt, dass General Michail Teplinsky, Kommandeur des russischen Luftlandetruppenkorps (VDV), wahrscheinlich einer der wenigen hochrangigen russischen Generäle war, die von der Basis "weithin respektiert" wurden.
Das Ministerium teilte mit: "Seine jüngste turbulente Karriere deutet auf intensive Spannungen zwischen den Fraktionen innerhalb des russischen Generalstabs über Russlands militärisches Vorgehen in der Ukraine hin. Es ist unwahrscheinlich, dass sich Teplinskys Auftrag auf VDV-Einheiten beschränkt, aber er wird höchstwahrscheinlich die traditionelle Rolle des Korps als Elitetruppe fördern. In den letzten Tagen hat der VDV eine Schlüsselmission im Kampf um Bachmut wieder aufgenommen und wahrscheinlich eine neuartige Integration mit thermobaren Raketenwerfern TOS-1A im Kremina-Sektor vorgenommen."
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, Wagner-Einheiten hätten zwei Gebiete am nördlichen und südlichen Stadtrand eingenommen. Fallschirmjägereinheiten der russischen Armee unterstützten den behaupteten Vormarsch, indem sie ukrainische Streitkräfte an den Flanken zurückhielten. Die Briten teilten am Freitag in einem Geheimdienst-Update mit, dass ukrainische Truppen gezwungen gewesen seien, einige Gebiete in Bachmut abzutreten, als Russland dort einen erneuten Angriff unternahm.
dp/pcl