Der Mangel an Fach- und Arbeitskräften "wird dazu führen, dass wir in diesem Land Wohlstand verlieren", sagte Dulger der Zeitung. Deutschland müsse daher wieder attraktiv werden für Fachkräfte aus dem Ausland. "Was bieten wir denen denn? Eine der kompliziertesten Sprachen Europas, einen katastrophalen Wohnungsmarkt, eine langsame Bürokratie und nur wenige Kita-Plätze mit wenig flexiblen Öffnungszeiten. Wir brauchen eine Willkommenskultur wie in anderen großen Einwanderungsländern."
Wie eine kürzlich erhobene Studie ergab, ist aus der Sicht von Arbeitskräften nur jedes zweite Unternehmen angemessen auf die Fachkräfteeinwanderung vorbereitet. Die "Welt am Sonntag" zitierte aus einer Erhebung des Marktforschungsinstituts Bilendi im Auftrag des Jobportals meinestadt.de: Demnach sind 47 Prozent der Befragten der Meinung, dass ihr Unternehmen "eher nicht" oder "gar nicht gut" darauf vorbereitet ist, ausländische Fachkräfte aufzunehmen. Elf Prozent halten ihren Arbeitgeber für "sehr gut" vorbereitet, 41 Prozent für "eher gut".
Befragt wurden 3000 Fachkräfte mit Berufsausbildung im Alter zwischen 18 und 64 Jahren. Die Chance, dass sich einmal im Unternehmen angekommene Fachkräfte dort auch gut integrieren können, wird als etwas höher gesehen: Hier sehen 62 Prozent "sehr gute" bis "gute" Bedingungen. Drei Viertel der Befragten halten Verständigungsprobleme für die größte Hürde bei der Integration, dahinter folgen unterschiedliche kulturelle Hintergründe (43 Prozent) sowie ein unterschiedliches Ausbildungsniveau (42 Prozent).
Arbeitgeberpräsident Dulger forderte in der "Bild am Sonntag" von der Regierung zudem eine Korrektur ihrer Klimapolitik. "Wenn die Ampel all das, was sie sich klimapolitisch vorgenommen hat, umsetzt, kann Deutschland international nicht mehr mithalten", sagte er. Daher müsse jede der Regierungsparteien nun Abstriche machen.
Immer mehr Unternehmen würden gerade aufgeben, "weil von ihnen Investitionen verlangt werden, die sie nicht leisten können", sagte der Arbeitgeberchef. "Wir verlieren gerade wirtschaftliche Strukturen, die nicht mehr so leicht zurückkommen." Er hoffe daher, dass grüne Projekte der Regierung zurückgestellt würden. Sie schwächten den Wirtschaftsstandort Deutschland. Klimaziele müssten mit marktwirtschaftlichen Instrumenten erreicht werden, nicht mit "planwirtschaftlichen Vorschriften Richtung Klimaneutralität".