Für die Besatzung der "Neustadt" kam der erste Auftrag Freitagabend, als der erste russische Verband an Bornholm vorbei in Richtung Rügen fuhr. Die Einheiten sind auf dem Weg von den Stützpunkten in Kaliningrad ins Skaerrak. Details zu dem Auftrag nennt die Bundespolizei nicht. Zusammen mit einer Korvette aus Schweden und Patrouillenbooten aus Dänemark wurde der erste russische Verband in der Nacht begleitet. Die Korvetten "Stoiky" und "Grad" wollen nach Informationen der Kieler Nachrichten zu einem Manöver in die Nordsee.
Die "Grad" gilt dabei als besonders gefährlich. Das mit Kalibr-Marschflugkörpern ausgerüstete Schiff ist erst ein Jahr im Dienst der baltischen Flotte und seitdem sehr aktiv. Es gehört zur neuen "Bujan M"-Klasse, die für die Ost- und Nordsee sowie das Kaspische und das Schwarze Meer konstruiert sind. Bis zu acht Marschflugkörper kann das Schiff in seinen Startanlagen befördern. Dazu kommen noch Geschütze, Wasserbomben, Minen und Nahbereichs-Flugkörper. Wie viele Kalibr-Marschflugkörper tatsächlich an Bord sind, ist geheim.
Begleitet wurde die "Grad" von der U-Jagd-Korvette "Stoiky", die bereits mehrmals den Fehmarnbelt passiert hat. Die "Grad" war bislang erst einmal im Sommer in der Nordsee. Das Duo ist nur die Vorhut. In der Nacht zum Sonntag werden weitere Marineeinheiten Russlands erwartet. Die "Neustadt" ist kurz nach der Eskorte der ersten beiden Russen wieder zurück nach Rügen gefahren, um dort die nächsten russischen Einheiten in Empfang zu nehmen.
Zwischendurch gab es dann noch einen Tanker, der mit seiner Maschinenanlage für Aufsehen im Fehmarnbelt sorgte. Die in dem Pazifikstaat Palau beheimatete "Neon" war nur mit zehn Knoten unterwegs und hatte sichtbar Probleme mit dem Antrieb: In kurzen Abständen stiegen schwarze Rauchwolken aus dem Schornstein auf.
Der 24 Jahre alte 100 000-Tonnen-Tanker hatte Rohöl in St. Petersburg geladen und ist auf dem Weg zum Suezkanal. Die Ursache für die schwarzen Rauchwolken ist unklar. Da das Schiff keine Notlage meldete und sich im dänischen Bereich der Wirtschaftszone befand, beobachtete die "Neustadt" den 243 Meter langen und 42 Meter breiten Tanker lediglich.
Die "Neon" ist einer der Tanker, die seit dem Frühjahr russisches Rohöl aus der Ostsee zu Abnehmern am Indischen Ozean fahren. Sie umgehen die Sanktionen gegen Russland und dürfen keine EU-Häfen anlaufen. Betrieben wird die "Neon" von einer Firma aus Moldavien. Eigner des Schiffes ist eine Briefkastenfirma auf den Seychellen, die von dem Embargo gegen Russland nicht betroffen ist.