Die Polizei fahndet weiterhin intensiv nach vier Straftätern, die am Samstagabend aus dem Bezirkskrankenhaus (BKH) Straubing geflohen sind. Die Männer, die wegen Eigentums- und Betäubungsmitteldelikten im Maßregelvollzug untergebracht waren, gelten als gefährlich. Die Fahndung nach den Flüchtigen wurde aufgrund der bisherigen Ermittlungen und durch Hinweise aus der Bevölkerung eingeschränkt. Während einige Dutzend Polizisten vor Ort sind, bleibt der Einsatz von Hubschraubern und Suchhunden vorerst ausgesetzt.
Laut Polizeiberichten ereignete sich die Flucht, nachdem die vier Männer einen Mitarbeiter des Bezirkskrankenhauses bedroht, attackiert und gefesselt hatten. Dabei kamen sowohl stumpfe als auch spitze Gegenstände zum Einsatz. Der Mitarbeiter erlitt dabei Verletzungen im Gesicht. Durch den Angriff konnten die Männer die Pforte des Klinikums öffnen und zu Fuß fliehen. Die Kripo und Staatsanwaltschaft ermitteln nun wegen Geiselnahme und gefährlicher Körperverletzung.
Ein Polizeisprecher teilte am frühen Montagmorgen mit, dass die Gebietsabsuche nach den Flüchtigen nun eingeschränkt werde. "Wir konzentrieren uns darauf, Hinweise aus der Bevölkerung zu nutzen und führen gezielte Ermittlungen im sozialen Umfeld der Flüchtigen durch," sagte der Sprecher. Bisher haben die Zeugenhinweise noch keinen konkreten Erfolg gebracht, jedoch konnten einige Ermittlungsansätze generiert werden.
Aufgrund der Gefahr, die von den Flüchtigen ausgeht, wurden Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, keine Anhalter mitzunehmen und sich verdächtigen Personen nicht zu nähern. Stattdessen sollten sie den Polizeinotruf 110 wählen, wenn sie verdächtige Beobachtungen machen.
Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) hat am Sonntagabend eine detaillierte Aufarbeitung des Vorfalls gefordert. "Es kommt alles auf den Prüfstand. Vom Maßregelvollzug darf keine Gefahr für die Bevölkerung und die Mitarbeiter in den forensischen Kliniken ausgehen," erklärte Scharf. Sie betonte, dass die Sicherheitskonzepte in den Einrichtungen bayernweit verschärft und verbessert werden müssten. Dazu gehöre die Weiterentwicklung von Geisellage-Szenarien sowie die Schulung von Mitarbeitern.
Die Ministerin plädierte auch dafür, zu prüfen, ob in bestimmten Fällen Therapieabbrüche und die Überstellung in Justizvollzugsanstalten schneller und rechtssicher umgesetzt werden können. "Solche Ausbrüche dürfen nicht wieder passieren," fügte Scharf hinzu.
Das Bezirkskrankenhaus Straubing ist eine Fachklinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie und erfüllt den gesetzlichen Auftrag des Maßregelvollzugs unter der Trägerschaft des Bezirkes Niederbayern. Die Einrichtung bietet 230 Therapieplätze und ist speziell auf die Unterbringung von Menschen ausgelegt, die aufgrund von Schuldunfähigkeit oder verminderter Schuldfähigkeit nicht in den Strafvollzug kommen.
Die Suche nach den Flüchtigen wird überregional koordiniert. Die Polizei setzt auf die Mithilfe der Bevölkerung, um die Täter schnellstmöglich wieder in Gewahrsam zu nehmen. Hinweise aus ganz Deutschland seien bereits eingegangen, werden jedoch noch auf ihre Relevanz überprüft. Suchhunde und Hubschrauber können bei Bedarf wieder hinzugezogen werden.
Die Situation in Straubing bleibt angespannt, und die Bevölkerung wird gebeten, Ruhe zu bewahren und den Anweisungen der Polizei Folge zu leisten.