Der mutmaßliche Kurier Arthur E. war am 22. Januar bei seiner Einreise aus den USA am Flughafen München festgenommen worden. Er ist nach Angaben des Generalbundesanwaltes deutscher Staatsangehöriger und kein BND-Mitarbeiter. Arthur E. ist der Mittäterschaft am Landesverrat dringend verdächtig. Der BND-Mitarbeiter Carsten L. wiederum war am 21. Dezember in Berlin wegen des Verdachts des Landesverrats festgenommen worden. Er soll nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im vergangenen Jahr Informationen, die er im Zuge seiner Arbeit erlangt hat, an Russland übermittelt haben. Beide Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft.
Nach "Spiegel"-Informationen sagte Arthur E. aus, die FSB-Agenten hätten ihm beim zweiten Treffen in Moskau einen Briefumschlag mit Bargeld als Gegenleistung für die geheimen BND-Unterlagen übergeben. Beide Beschuldigte seien ehemalige Bundeswehrsoldaten.
Bei dem in Moskau übergebenen Material handelt es sich nach "Spiegel"-Informationen unter anderem um ausgedruckte Screenshots geheimer Tabellen und Daten zu russischen Opferzahlen in der Ukraine, die der BND offenbar im Rahmen verdeckter Operationen abgefangen habe.
Laut "Spiegel" deuten die Aussagen von E. darauf hin, dass Carsten L. möglicherweise weitere Helfer beim BND hatte. So habe E. ausgesagt, er sei nach seiner Rückkehr von der zweiten Moskau-Reise am Münchner Flughafen nicht von L., sondern von einem anderen BND-Mitarbeiter abgeholt worden. Dieser habe auch den Briefumschlag mit dem Bargeld an sich genommen. Die Ermittler hätten hierzu ein Verfahren eingeleitet. Es spreche allerdings viel dafür, dass der zweite BND-Mann unwissentlich eingespannt worden sei, schreibt das Magazin.
Nachdem der BND im Rahmen seiner nachrichtendienstlichen Arbeit von einem möglichen Verdachtsfall in den eigenen Reihen Kenntnis bekommen habe, habe der Dienst sofort umfangreiche interne Ermittlungen eingeleitet, teilte BND-Präsident Bruno Kahl mit. Als diese den Verdacht erhärtet hätten, sei umgehend der Generalbundesanwalt eingeschaltet worden. "Wir arbeiten eng und vertrauensvoll mit den Ermittlungsbehörden zusammen, um den Fall gründlich aufzuklären", sagte Kahl.
Zuletzt war ein sogenannter Maulwurf - ein Doppelagent beim BND - im Jahr 2014 aufgeflogen. Zwei Jahre später war der Mann vom Münchner Oberlandesgericht wegen jahrelanger Spionage vor allem für den US-Geheimdienst CIA zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Der damals 32-Jährige wurde des Landesverrats und der Verletzung von Dienstgeheimnissen schuldig gesprochen.
Der gelernte Bürokaufmann hatte zwischen 2008 und 2014 mehr als 200 teils streng geheime oder brisante Dokumente des BND an die CIA weitergegeben und dafür mindestens 80.000 Euro kassiert. Vor Gericht legte er ein Geständnis ab. Als Motive gab er Langeweile, Frust und Unterforderung an seinem Arbeitsplatz an.
Unter den weitergegebenen Dokumenten war eine Datenbank mit Tarn- und Klarnamen deutscher Agenten im Ausland. Der Mann soll dabei auch das Leben einer BND-Quelle im Ausland gefährdet haben. 2014 hatte er sich zudem per E-Mail dem russischen Geheimdienst angedient.
agenturen/pclmedia