Der Generalstab der ukrainischen Armee sagte, die ukrainischen Streitkräfte hätten 13 Angriffen in der Nähe von Krokhmalne, auf Tabaiivka im Nordwesten des Dorfes und auf Stelmakhivka im Süden abgewehrt. "Der Feind konzentriert sich auf eine große Anzahl von Artillerieangriffen und versucht voranzukommen", sagte ein Sprecher des Streitkräfte dem ukrainischen Fernsehen über die Situation in der Nähe von Krokhmalne.
Die Fronten, die sich auf die Ost- und Südukraine konzentrieren, sind seit Monaten größtenteils statisch, nachdem die Gegenoffensive der Ukraine im vergangenen Sommer von stark befestigten russischen Verteidigungsanlagen weitgehend abgewehrt wurde. Doch die jüngste Welle russischer Offensiven kam zu einem Zeitpunkt, als die Ukraine gewarnt hatte, dass sie mit einem kritischen Munitionsmangel konfrontiert sei und der Krieg sich seinem zweijährigen Jahrestag nähert.
Ukrainische Streitkräfte berichten auch, dass sie weiter südöstlich in der Gegend um Bachmut, die vor einem Jahr den überwiegenden Schwerpunkt der russischen Winteroffensive bildete, einem erhöhten Druck ausgesetzt waren. Laut dem Sprecher Oles Maliarevych von der 92. Armee konzentrierten sich die Bemühungen Russlands auf den Südwesten der Stadt, rund um die weitgehend zerstörten Dörfer Klishchiivka und Andriivka. "Der Feind sammelt Truppen … er greift jeden Tag an", sagte Maliarevych gegenüber dem ukrainischen Fernsehen.
Maliarevych betonte die enorme Bedrohung, die mittlerweile von Drohnen ausgeht, die im vergangenen Jahr einen immer bedeutenderen Einfluss auf das Schlachtfeld hatten. Er sagte, die Russen hätten wesentlich mehr Drohnen als die Ukraine, darunter auch Drohnen mit Nachtsicht. Klishchiivka und Andriivka stellen die östlichsten Ränder der bescheidenen Gebietsgewinne der Ukraine um Bachmut dar, das im September im Rahmen der Gegenoffensive der Ukraine zurückerobert wurde.
Oleksandr Shtupun, ein ukrainischer Militärsprecher, der für Operationen im Süden in der Region Saporischschja verantwortlich ist, sagte, Russlands Bemühungen seien nun darauf gerichtet, von der Ukraine zurückeroberte Gebiete zurückzugewinnen. "Alles in allem sind die Invasoren sehr aktiv, sie haben die Zahl der Angriffsoperationen erhöht. Den zweiten Tag in Folge führen sie täglich 50 Kampfeinsätze durch. Der Feind ist in alle Richtungen aktiv", sagte Oleksandr Shtupun. "In der Region Saporischschja versucht der Feind, verlorenes Terrain zurückzuerobern."
Die ukrainischen Seestreitkräfte spielen unterdessen nach den Worten ihres Befehlshabers im Abwehrkampf gegen Russlands Marine die Rolle des David im Kampf gegen Goliath. Ohne eigene große Schiffe seien die ukrainischen Verbände bemüht, russische Kampfschiffe rund um die Krim zu bekämpfen und diese auch von der Küste der Ukraine fernzuhalten, erläuterte Vizeadmiral Olexij Neischpapa am Sonntag in einem Interview des britischen Senders Sky News.
"Wir hätten gerne die Möglichkeit, um Russland davon abzubringen, jemals wieder ein Auge auf die Ukraine zu werfen, in diesem Fall auch auf das Meer", sagte Neischpapa. Zugleich bedauerte er, dass die Ukraine viele der vom Westen erhaltenen Waffen nicht gegen Ziele auf dem Gebiet Russlands einsetzen dürfe. Dies hätte den Kriegsverlauf "wesentlich" beeinflussen können.
Zu den bisher größten Erfolgen der ukrainischen Seestreitkräfte gehört die Versenkung des russischen Raketenkreuzers "Moskwa" im April 2022. "Damals erkannte die Ukraine, dass Moskau (in diesem Krieg) geschlagen werden kann", sagte der Vizeadmiral.
Zuletzt hat die Ukraine in geheimen Operationen mehrere Angriffe gegen die russischen Seestreitkräfte geführt, die dazu geführt hatten, dass Moskau seine wichtigen Kriegsschiffe von der Krim nach Noworossijsk verlegt hat. Dabei sollen unter anderem Schnellboote als Seedrohnen, Unterwasserdrohnen und selbst Jet-Skier eingesetzt worden sein. "Unsere Erfolge in den Jahren 2022 und 2023 basieren auf innovativen Lösungen", sagte Neischpapa.
Da sich Russland anpasse, müsse auch die Ukraine ihre Strategie anpassen. "Ein moderner Krieg ist ein Krieg der Technologien, und wer auch immer im technologischen Sinn gewinnt, trägt den Sieg davon", resümierte Neischpapa.
Russland hat seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine nach britischer Schätzung etwa 2600 Kampfpanzer verloren. In den 23 Monaten bis zum 25. Januar seien zudem 4900 weitere russische gepanzerte Kampffahrzeuge zerstört worden, teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit.
Im vergangenen Jahr habe Russland etwa 40 Prozent weniger Fahrzeuge verloren als noch 2022. Das liege wahrscheinlich daran, dass der Krieg 2023 viel statischer gewesen sei und die russischen Einheiten den Großteil des Jahres eher defensiv agiert hätten, hieß es in London weiter.
Seit Oktober 2023 gehe Russland in der Ostukraine wieder in die Offensive. Seitdem hätten die russischen Verluste zugenommen auf vermutlich bis zu 365 Kampfpanzer und 700 Kampffahrzeuge. Allerdings habe Russland nur geringe Geländegewinne erzielt.
Das britische Ministerium betonte zugleich, Russland könne wahrscheinlich mindestens 100 Panzer im Monat produzieren und verfüge deshalb über die Fähigkeit, Verluste auf dem Schlachtfeld auszugleichen und die Offensive auf absehbare Zeit fortzusetzen.