General Tarnawskij schrieb weiter, er habe "angesichts der operativen Situation um Awdijiwka" beschlossen, die Einheiten "aus der Stadt abzuziehen" und "die Verteidigung auf günstigere Linien zu verlegen, um eine Einkesselung zu vermeiden und das Leben und die Gesundheit der Soldaten zu schützen".
Der Rückzug aus der Stadt ist die erste bedeutende Entscheidung des am 8. Februar neu ernannten ukrainischen Armeechefs Oleksandr Syrskyj. "Ich habe beschlossen, unsere Einheiten aus der Stadt abzuziehen und auf eine günstigere Verteidigungslinie umzustellen", erklärte Syrskyj im Online-Dienst Facebook. Die ukrainischen Soldaten hätten "ihre militärische Pflicht mit Würde erfüllt" und "alles getan, um die besten russischen Militäreinheiten zu vernichten und dem Feind erhebliche Verluste zuzufügen".
Der für den Frontabschnitt um Awdijiwka zuständige General Tarnawskij erklärte, der Rückzug sei "die einzig richtige Entscheidung" angesichts einer Lage, in der "der Feind über die Leichen seiner eigenen Soldaten hinweg vorrückt, mit einer Überlegenheit von zehn zu eins, unter ständigem Beschuss".
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der sich derzeit auf Besuch in Deutschland befindet, hatte am Freitag in Berlin gesagt, er sei zur Lage in Awdijiwka in ständigem Austausch mit der militärischen Führung. Deren Hauptaufgabe sei es, das Leben der Soldaten zu schützen und "Verluste zu minimieren".
Wenige Stunden zuvor hatte Tarnawskij bereits den Rückzug aus mehreren Stellungen in Awdijiwka und die Gefangennahme mehrerer ukrainischer Soldaten durch die russische Armee gemeldet.
Russland hatte seit Monaten versucht, Awdijiwka einzunehmen. Die Stadt, die vor Beginn des russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine rund 33.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählte, liegt in der ostukrainischen Region Donezk. Diese ist eine von insgesamt vier Regionen, die der Kreml 2022 für annektiert erklärt hatte.
Die Schlacht um Awdijiwka ist einer der blutigsten in dem seit fast zwei Jahre andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Laut der Organisation Centre for Information Resilience wurden in der Stadt fast alle Gebäude beschädigt oder zerstört.
Nach ukrainischen Angaben hatte die russische Armee seit vergangenem Oktober ihre Angriffe auf Awdijiwka massiv verstärkt, um die Stadt trotz hoher eigener Verluste einzunehmen.
Awdijiwka hat auch deshalb große symbolische Bedeutung, weil von Moskau aus geführte pro-russische Separatisten die Stadt bereits im Juli 2014 eingenommen hatten - ukrainische Einheiten sie aber kurz darauf wieder unter ihre Kontrolle brachten. Obwohl die Stadt weniger als zehn Kilometer von der von den Separatisten kontrollierten Großstadt Donezk liegt, war sie seither stets unter ukrainischer Kontrolle geblieben.