Omar und andere Demokraten kritisierten die Entscheidung. Der Schritt wurde als Rache dafür gewertet, dass die Demokraten - als sie selbst noch die Kontrolle übers Repräsentantenhaus hatten - zwei republikanische Abgeordnete wegen kontroverser Äußerungen aus Gremien verbannt hatten. Dazu gehörte die Abgeordnete Marjorie Taylor Greene, die damals alle Ausschussposten verlor, auch wegen Verschwörungstheorien. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, kritisierte Omars Ablösung ebenfalls als parteipolitisch motiviert.
Der neue republikanische Vorsitzende der Kongresskammer, Kevin McCarthy, wies die Vorwürfe zurück. "Das ist kein Quid pro Quo", sagte er. Omar habe nicht alle Ausschusssitze verloren, sondern lediglich den Sitz im Auswärtigen Ausschuss, der besondere Verantwortung mit Blick auf internationale Beziehungen mit sich bringe. Die Republikaner hatten bei den den jüngsten Parlamentswahlen die Kontrolle im Repräsentantenhaus gewonnen. Die Mitglieder der Republikaner stimmten am Donnerstag entlang der Parteilinie für die Absetzung von Omar.
Sie ist eine von drei hochkarätigen Demokraten, die unter der neuen Mehrheit des Repräsentantenhauses, das von Sprecher Kevin McCarthy geführt wird, eine Platz in einem wichtigen Ausschuss verloren haben. Einige Republikaner – einschließlich McCarthy – argumentierten, dass Omar aufgrund ihrer früheren Kommentare zu Israel, die zeitweise von Mitgliedern beider Parteien kritisiert wurden, nicht im mächtigen Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten tätig sein sollte. Omar entschuldigte sich 2019 dafür, dass sie angedeutet hatte, dass Geld hinter der Unterstützung Israels stecke. Die damalige demokratische Führerin Nancy Pelosi verurteilte die Äußerungen von Omar als antisemitisch, da sie bigotte Stereotypen über jüdische Menschen beschworen, die Geld zur Einflussnahme verwenden. „Antisemitismus ist real und ich bin dankbar für jüdische Verbündete und Kollegen, die mich über die schmerzhafte Geschichte antisemitischer Tropen aufklären“, sagte Omar damals in einer Erklärung.
Bei der Ansprache von US-Präsident Joe Biden zur Lage der Nation soll die frühere Sprecherin von Amtsvorgänger Donald Trump die Gegenrede halten. Die Replik der Republikaner wird von Sarah Huckabee Sanders kommen, die inzwischen Gouverneurin des Bundesstaates Arkansas ist, wie der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, und der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, am Donnerstag in Washington ankündigten. Biden will seine nächste offizielle Rede zur Lage der Nation vor beiden Kammern des US-Kongresses in der kommenden Woche halten. Traditionell gibt es bei der Ansprache des Präsidenten eine Gegenrede der jeweils anderen Partei.
Die frühere Trump-Sprecherin war bei den Kongresswahlen im vergangenen November zur Gouverneurin des südlichen US-Bundesstaates Arkansas gewählt worden. Die 40-Jährige trat damit in die Fußstapfen ihres Vaters Mike Huckabee, der Arkansas von 1996 bis 2007 regiert hatte. Von 2017 bis 2019 war Sanders Sprecherin des Weißen Hauses unter Trump. Während dieser Zeit wurde ihr immer wieder vorgeworfen, unwahre oder irreführende Stellungnahmen zu verbreiten.
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