Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat eine neue Initiative angekündigt, die darauf abzielt, ausländische Fachkräfte durch Steueranreize nach Deutschland zu locken. Bei seiner Sommerreise in Stuttgart erklärte der Grünen-Politiker, dass diese Maßnahme notwendig sei, um die "große Fachkräftelücke" zu schließen und die internationale Konkurrenzfähigkeit Deutschlands zu stärken.
Die Steuererleichterungen sind Teil einer umfassenden Wachstumsinitiative, die zwischen Habeck, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) im Rahmen der Verhandlungen zum Bundeshaushalt 2025 vereinbart wurde. Ziel ist es, neu zugewanderte Fachkräfte für die ersten drei Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland steuerlich zu entlasten. Konkret sollen 30% des Bruttolohns im ersten Jahr, 20% im zweiten Jahr und 10% im dritten Jahr steuerfrei gestellt werden können. Dabei werden jedoch Unter- und Obergrenzen für den Bruttolohn festgelegt, um sicherzustellen, dass vor allem gut verdienende Fachkräfte von dieser Regelung profitieren.
Die Initiative stößt auf gemischte Reaktionen. Befürworter, darunter Habeck selbst, argumentieren, dass Deutschland mit dieser Maßnahme attraktiver für hochqualifizierte Arbeitskräfte werde, die ansonsten möglicherweise in Länder mit bereits bestehenden Steuervorteilen wie Skandinavien abwandern würden.
Gewerkschaften wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisieren hingegen diese Priorisierung. Yasmin Fahimi, die Chefin des DGB, bemängelt, dass die Maßnahmen keine ausreichenden Anreize bieten, um deutsche Arbeitskräfte zu fördern. Sie fordert stattdessen verstärkte Investitionen in die Kinderbetreuung und Pflege, um die heimischen Arbeitskräfte besser zu unterstützen und den Fachkräftemangel langfristig zu bekämpfen.
Nach Ablauf von fünf Jahren soll die Wirkung der Steuererleichterungen auf die Anziehungskraft Deutschlands für internationale Fachkräfte evaluiert werden. Diese Evaluation wird zeigen, ob die Maßnahme tatsächlich die gewünschten Effekte erzielt hat oder ob weitere Anpassungen erforderlich sind, um die Ziele der Wachstumsinitiative zu erreichen.
Die Steueranreize für ausländische Fachkräfte sind Teil einer breiter angelegten Strategie zur Bewältigung des Fachkräftemangels in Deutschland. Während die Regierungsparteien diese Maßnahmen als notwendigen Schritt zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit sehen, fordern Kritiker mehr Fokus auf innerdeutsche Lösungsansätze. Die weitere Entwicklung und die Ergebnisse der geplanten Evaluierung werden zeigen, ob die Initiative erfolgreich sein wird.