Gleichwohl gebe es Städte, die über "horrende Sondernutzungsgebühren" oder strenge Konzessionsregularien versuchten, das Angebot an E-Scootern zu reduzieren oder den Betrieb unwirtschaftlich zu machen. "Dabei sehen wir an den Nutzerzahlen, dass die Nachfrage und Akzeptanz in Deutschland weiterhin absolut da ist", sagte Haas. Das Unternehmen versuche, über Anreiz- und Sanktionssysteme zu verhindern, dass die Roller Gehwege versperren oder durch Rollerraser Passanten gefährdet würden. Mit einem Bonus würden Nutzerinnen und Nutzer etwa angehalten, die Roller an einer öffentlichen oder virtuellen Abgabezone abzustellen. Ein solches Hybridmodell - mit frei herumstehenden Scootern und Abstellflächen - funktioniere unter anderem in München und Düsseldorf bereits sehr gut, betonte der Tier-Manager.
In Paris hatten sich bei einer Bürgerbefragung vor wenigen Wochen 89 Prozent der Befragten für ein Verbot von E-Scootern ausgesprochen. Die Stadt hat reagiert: Paris verbietet ab September den Verleih der E-Roller, von denen derzeit noch 15.000 in Paris angeboten werden. Dass sich an dem Votum nur 7,46 Prozent der 1,3 Millionen Wahlberechtigten beteiligten, ist für die Stadt indes kein Hindernis. Die Entscheidung habe das Unternehmen "enttäuscht" zur Kenntnis genommen, sagte Tier-Manager Haas. Tier Mobility hatte Ende 2021 den Leipziger Leihradanbieter Nextbike übernommen und bietet seither neben E-Scootern und E-Fahrrädern auch die mit reiner Muskelkraft betriebenen Sharing-Fahrräder im Portfolio an.
Im vergangenen Jahr bekam indes auch Tier das harte Wettbewerbsumfeld für E-Roller und die veränderten Finanzierungsbedingungen für Start-ups zu spüren und musste stark einsparen. Seine aggressive Wachstums- und Expansionsstrategie gab das Berliner Start-up auf und will nun vor allem profitabel werden. Tier baute 180 Stellen ab und gab sein Geschäft mit E-Mopeds auf, die bis dahin ebenfalls zum Portfolio gehörten. In manchen Regionen hat das Unternehmen sein Angebot zum Teil reduziert.
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